Peter Schneider erklärt, woher der Greta-Hass kommt
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr und mehr schwappt eine Welle des Hasses auf Greta Thunberg zu.
- Auch Prominente äussern sich ihr gegenüber herablassend.
- Psychoanalytiker Peter Schneider sagt, wo der Ursprung liegt.
TV-Moderator Jeremy Clarkson nannte Aktivistin Greta Thunberg eine «verwöhnte Göre». Eine der harmloseren Äusserungen, die der 16-jährigen Schwedin begegnen. Nach US-Präsident Trump konnte sich Russlands Präsident Vladimir Putin nun ebenfalls einen frechen Kommentar nicht verkneifen.
Es scheint, als hätten die Herrschaften ein gehöriges Problem, wenn ihnen eine Teenagerin die Klima-Leviten liest. Im Netz gehen die Wogen aber deutlich höher. Nau hat bei Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider nachgefragt, wo die Gründe für den Greta-Hass liegen.
«Man muss sehen, dass Frauenfeindlichkeit in der Gesellschaft weit verbreitet ist», sagt Schneider in Bezug auf die unzähligen Hasskommentare im Internet. Dazu komme eine Vernunft-Feindlichkeit.
Viele pseudo-rationale Argumente
«Gewisse Personen argumentieren pseudo-rational», sagt Schneider. Man beziehe sich auf das Alter und versuche so, die Fakten zu delegitimieren. «Dabei kann man von Thunberg halten, was man will – die Grundlage ihrer Argumentation stimmt», sagt Schneider.
Laut Schneider sei dies aber nicht das Problem der «alten weissen Männer». Es fehle an einer empirischen Grundlage für die Annahme. Es gäbe sicher einen «Männerüberschuss» bei den Greta-Hassern, jedoch täten sich auch Frauen mit der Aktivistin schwer. Ein Grund für die harschen Reaktionen sei das Narrativ der «Hater».
«Bei einigen herrscht die Idee vor, dass man die Welt von heute aufgebaut hat», sagt Schneider, «und nun kommt eine Thunberg und kritisiert diese Welt». Damit täten sich einige schwer. «Es kann auch eine Art Trotzreaktion sein», so Schneider.
Eine Lösung wäre es seiner Meinung nach, die Klima-Thematik weniger mit Thunberg in Verbindung zu bringen. «Egal um was es geht – die Diskussion ist immer auf die Aktivistin bezogen», sagt Schneider.
Lächerliche Komponente wegen Personenbezogenheit
Dies führe zu den teils lächerlichen Auswüchsen der Diskussion, wenn Leute etwa rhetorisch fragen, ob sie nun auch mit dem Boot in die USA müssten. Dabei sei dies eigentlich gar nicht das Thema. Dies könne auch eine Strategie sein, um von der eigentlichen Diskussion – also mangelnder Umweltschutz – abzulenken.
Dass sich aber etwas ändern würde, wenn sich Thunberg anders geben würde oder älter wäre, glaubt der Psychoanalytiker nicht. «Es handelt sich hier um eine Art unspezifischen Hass», so Schneider. Die Reaktionen würden nur leicht anders ausfallen.
«Ein gutes Beispiel sind die Reaktionen auf die deutsche Kanzlerin», sagt Schneider. Diese trete gemässigt auf, sei nicht radikal – und dennoch ist sie eine der Hassfiguren Deutschland.
Schneider: «Im Grunde liegt es an die Kopplung eines Themas mit einer Person». Dies führe zu den krassen Reaktionen – könne der Sache aber auch dienen.