Politologe Ladner: Corona wird Parteistärken nicht stark verändern
Auch das Jahr 2022 ist im Zeichen der Pandemie gestartet. Politologe Andreas Ladner gibt seine Einschätzung zu ihrer Auswirkung auf die Schweizer Politparteien.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus dürfte sich nicht gross auf die Schweizer Parteienlandschaft auswirken.
- Das ist die Einschätzung des Lausanner Politologen Andreas Ladner.
- Jetzt schon langfristige Aussagen dazu zu machen, sei jedoch schwierig.
Die Corona-Pandemie und die durch sie entstandenen gesellschaftlichen Spannungen und Verwerfungen werden keine grossen Auswirkungen haben auf die parteipolitischen Kräfteverhältnisse bei den kantonalen Wahlen 2022, und die Umwelt wird ein Thema bleiben. Das ist die Einschätzung des Lausanner Politologen Andreas Ladner.
«Es dürfte relativ schwierig sein, zum jetzigen Zeitpunkt bereits Aussagen über die längerfristige Entwicklung zu machen», sagt Ladner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die vom Staat verordneten Massnahmen auf die parteipolitischen Kräfteverhältnisse.
«Sehr wohl möglich ist zum Beispiel, dass Corona in der Zentralschweiz andere Auswirkungen haben wird als etwa in den urbanen Gebieten. Zudem dürfte vieles davon abhängen, wie sich die Pandemie entwickelt und mit welchen Strategien man sie in den Griff bekommt», gibt der Parteien-Forscher zu Bedenken.
Ladner: SVP setzt stärker auf Eigenverantwortung
Da die Mehrheit der Parteien eine ähnliche Position verfolge, die den Staat beziehungsweise den Bund zu mehr Aktivität auffordert, gebe es eigentlich nur für die SVP die Möglichkeit, sich zu profilieren, indem sie stärker auf Föderalismus, Eigenverantwortung und Freiwilligkeit oder gar Impfverweigerung setze. «Das kann aufgehen, ist aber auch mit gewissen Risiken verbunden», gibt Ladner zu bedenken.
Angesichts der Pandemie geraten nach seiner Einschätzung andere Themengebiete etwas in den Hintergrund. «Wobei diese durchaus auch mit der Pandemie verknüpft werden können. Bis anhin waren die Parteien diesbezüglich – zum Glück – sehr zurückhaltend», so Ladner.
Eine Pandemie zeige sowohl die Problematik des freien Verkehrs von Personen und Dienstleistungen auf. Sie zeige aber auch, dass solche Probleme nur grenzüberschreitend angegangen werden könnten.
«Ich erwarte eigentlich nicht, dass die Pandemie unter dem Strich grosse Auswirkungen auf die parteipolitischen Kräfteverhältnisse haben wird. Die Formschwäche bestimmter Parteien wird nicht verschwinden und die Umwelt wird ein Thema bleiben, sagt der Lausanner Politologe.