Polizei-Kommandant: Dokument enthüllt Mobbing-Vorwürfe
13 Polizisten der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal schrieben einen Brandbrief bezüglich unhaltbarer Arbeitszustände aufgrund ihres neuen Vorgesetzten.
Das Wichtigste in Kürze
- 13 Polizisten der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal schrieben einen Brandbrief.
- Er adressiert unhaltbare Zustände am Arbeitsplatz wegen ihres neuen Vorgesetzten.
- Zu den Vorwürfen gehören Mobbing, «Bossing» und systematische Ausübung psychischen Drucks.
Ein Dokument mit schweren Anschuldigungen gegen Hauptmann Oliver Bär, den Kommandanten der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal, sorgt für Aufsehen. 13 Polizisten haben das Dokument im Juli dem Gemeinderat von Wettingen übergeben und fordern Bärs Absetzung.
Die «Aargauer Zeitung» berichtet von Vorwürfen, Krankheitsgeschichten von Mitarbeitern öffentlich gemacht und sie als «die Angeschlagenen» bezeichnet zu haben. Seit Bärs Kommando-Übernahme im April 2022 hat die Regionalpolizei mehrere Kündigungswellen erlebt und arbeitet in drastischem Unterbestand.
Führungsstil unter Beschuss
Mit Bärs Amtsantritt änderte sich der Führungsstil bei der Polizei drastisch. Die Atmosphäre habe sich massiv verschlechtert und sei verantwortlich für die vielen Kündigungen und langfristigen Krankheitsfälle unter den Mitarbeitern.
Dabei sind die Anschuldigungen vielfältig: Mangelnde Fachkompetenz, verzerrte Wahrnehmung seiner Arbeitsergebnisse sowie ein Mobbing-geprägter Führungsstil sind nur einige davon. Er wird beschuldigt, systematisch nach Fehlern seiner Mitarbeiter zu suchen und ihre Fachkompetenz infrage zu stellen. Ebenso sollen «Ja-Sager» vor Kollegen mit deutlich mehr Berufserfahrung belohnt oder befördert werden.
Umbauten und «Bossing»
Bär wird auch für Umbauten im Polizeiposten kritisiert. Die neu eingerichteten Räume seien zu eng und stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Zudem entsprächen die von ihm installierten Einstellzellen weder den Menschenrechtsvorschriften, noch genügten sie feuerpolizeilichen Ansprüchen.
Der Vorwurf, dem einer der grössten Anteile in dem Schreiben eingeräumt wird, ist das sogenannte «Bossing». Bär wird vorgeworfen, seine Mitarbeiter systematisch zu mobben, ihre Arbeit herabzuwürdigen und unerreichbar hohe Ziele zu setzen.
Mangelnde Sozialkompetenz
Die Polizisten zweifeln auch an Bärs Sozialkompetenz. Sie berichten von Vorfällen, bei denen er krankgeschriebene Mitarbeiter gedrängt habe, zur Arbeit zu erscheinen. Auch habe er persönliche Informationen ohne Zustimmung der betroffenen Personen öffentlich gemacht. Teilweise waren Herkunft und Beschaffungsweise ebenjener Informationen obendrein unklar.
Trotz zahlreicher Gespräche mit dem Kommandanten konnten keine spürbaren Änderungen erreicht werden. Die Situation hat sich laut Bericht sogar verschlechtert. Vom Korps der Regionalpolizei sind derzeit noch rund 15 Stellen besetzt – vollbeschäftigt sollten es knapp 40 sein.