Die Post macht 170 Filialen dicht. Damit sorgt der Gelbe Riese für rote Köpfe bei Berglern und Senioren. Weitere Schliessungen seien «inakzeptabel».
Schweizerische Post (Hauptsitz Bern)
Gegner des Poststellen-Abbaus sind der Meinung, dass alternative Angebote nicht den gleichen Umfang an Dienstleistungen wie eigenbetriebene Filialen bieten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Post schliesst bis 2028 170 Filialen.
  • Schon kurz nach der Ankündigung melden sich die ersten Gegner zu Wort.
  • Bergregionen und Senioren haben kein Verständnis.
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Schliessungshammer bei der Post: 170 Stellen sollen bis 2028 verschwinden. Nicht nur im Bundeshaus sorgt das für Kritik. Nun melden sich weitere Gegner zu Wort.

Für die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) sei der Plan «inakzeptabel», sagt Direktor Thomas Egger. «Die Schmerzensgrenze ist schon erreicht. Bei uns wurde bereits viel abgebaut – einen weiteren Abbau von eigenbetriebenen Poststellen können wir nicht mehr hinnehmen.»

Aus diesem Grund hat die SAB entsprechend schnell mit einer Stellungnahme reagiert. «In Berggebieten und ländlichen Räumen werde das Netz an eigenbetriebenen Poststellen bereits zu stark ausgedünnt. Alternative Angebote wie Filialen mit Partnern oder der Hausservice bieten nicht den gleichen Umfang an Dienstleistungen», heisst es.

Egger unterstreicht, dass diese alternativen Angebote nicht ausreichend seien: «Es geht dieses Mal um die verbleibenden Poststellen in den regionalen Zentren. Nur hier bietet die Post das volle Angebot an.»

Schweizerische Post
Bis 2028 sollen schweizweit 170 Poststellen abgebaut werden. Damit würde das ohnehin schon geringe Angebot in bestimmten Regionen komplett auf null reduziert.
SAB
Besonders betroffen wären abgelegener Dörfer, sagt die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete. (Symbolbild)
SAB
Hier ist die Schmerzensgrenze schon erreicht. (Symbolbild)
Senioren
Dass solche Orte immer mehr wegfallen, beobachte aber auch die Pro Senectute Schweiz mit Bedauern. (Symbolbild)
Senioren
Manche Senioren verfügen nicht über die nötigen Ressourcen, Fähigkeiten oder Vertrauen, um die digitalen Angebote der Post zu nutzen.

Als Beispiel nennt der SAB-Direktor die Beratung von Kunden bei neuen digitalen Angeboten. Wie dem elektronischen Patientendossier oder dem E-Voting. Auch Thema sei der Zahlungsverkehr und die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld. Schliesslich werden immer mehr Bankfilialen in ländlichen Räumen geschlossen.

«Die Post muss ein klares Interesse daran haben, das Netz von eigenbetriebenen Filialen nicht weiter auszudünnen», so Egger weiter.

«Nicht nur eine praktische Angelegenheit»

Mit ihren Bedenken ist die SAB nicht allein. Auch für Senioren ist der Schliessungshammer ein Schock.

Pro Senectute schlägt Alarm. Man erhalte bereits Rückmeldungen von älteren Menschen, die die Ankündigung der Post schwierig finden, so Mediensprecher Peter Burri Follath. «Für einen Teil von ihnen ist der Gang zur Post nicht nur eine praktische Angelegenheit. Sie ist auch eine Gelegenheit, soziale Kontakte zu pflegen, die insbesondere für Senioren wichtig sind.»

Dass solche Orte immer mehr wegfallen, beobachte man mit Bedauern.

Der Abbau von Postfilialen bereitet einigen Senioren Sorge, weil sie so weiter fahren oder mehr online machen müssten. «Dies ist noch nicht für alle möglich oder wünschenswert», so Burri Follath weiter. Manche Senioren verfügten nicht über die nötigen Ressourcen, Fähigkeiten oder Vertrauen, um die digitalen Angebote der Post zu nutzen.

Braucht es ein grosses Poststellen-Netz oder geht es auch mit Agenturen und Hausservice?

Zwar versteht man bei der Pro Senectute, dass die Post unter finanziellem Druck stehe und Sparmassnahmen ergreifen müsse. Aber sie appelliert an sie, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen. «Die Post muss die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. Insbesondere derjenigen, die auf sie angewiesen sind», führt Burri Follath aus.

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