Privatjets: Diese Schweizer Milliardäre reisen am meisten
Wer sind die Schweizer Milliardäre, die einen eigenen Privatjet besitzen und diesen rege nutzen? Wo fliegen sie hin? Und wie gross ist ihr CO2-Fussabdruck?
Das Wichtigste in Kürze
- Am Schweizer Himmel fliegen so viele Privatjets wie nirgendwo sonst in Europa.
- Im letzten Jahr waren es 35'000 Flüge, der CO2-Ausstoss beläuft sich auf 166'000 Tonnen.
- Viel fliegen anonym - Details gibt es aber etwa zu Gigi Oeri, der Hayek-Familie und Rolex.
In nur drei Flugstunden stossen Privatjets zwischen drei und fünfzehn Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Letzteres ist etwas mehr, als die gesamten Emissionen eines Durchschnittsschweizers oder einer Durchschnittsschweizerin in einem ganzen Jahr. Kurz gesagt: Privatjets sind enorm schädlich für das Klima. Trotzdem Boomen die Flieger. Laut einer US-Studie hat sich die Zahl der Privat- und Businessjets in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit mehr als verdoppelt.
Laut einem Bericht der «Tamedia»-Zeitungen ist die Schweiz ein Hotspot. Privat oder geschäftlich genutzte Flugzeuge mit Düsenantrieb hoben im letztes Jahr über 35'000-mal von Schweizer Flughäfen ab. Das sind fast 100 Starts jeden Tag. Das ergibt sich aus einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie. Die Schweiz belegt damit Rang 6 aller europäischen Ländern. Relativ zur Bevölkerungszahl ist die Schweiz – abgesehen von Malta – sogar mit Abstand die Nummer 1.
Der CO2-Fussabdruck der 35'000 Schweizer Privatjetflüge von 2022 beträgt über 166'000 Tonnen. Das ist gleich viel, wie rund 12’000 Durchschnittschweizerinnen und Durchschnittsschweizer für alle Lebensbereiche im Jahr emittieren. Laut Greenpeace ist die «Finanzelite für rund 4 Prozent» der gesamten Luftfahrtemissionen in der Schweiz verantwortlich.
Wer ist in der Schweiz für die vielen Flüge verantwortlich?
Für den Bericht wurden alle Flugbewegungen im letzten Jahr auf Schweizer Flugplätzen analysiert. Viele Jet-Nutzerinnen und -Nutzer verstecken sich demnach hinter anonymen Firmen. Per Mausklick kann bequem ein Flug gebucht werden. Roundtrip-Kurzstrecken-Tickets gibt es ab 6000 Franken, bei einem Flug innerhalb Europas fallen schon kosten mit 20'000 Franken an.
Eine Reihe von Schweizer Vielfliegern konnte die Zeitung jedoch identifizieren. Eine Liste:
Jet von Gigi Oeri (129 Starts, 600 Tonnen CO2)
Der Falcon 2000LX von Gigi Oeri hob im letzten Jahr genau 129 Mal ab . Rund hundert Mal für die Strecke Basel – Ibiza oder retour. Die Roche-Erbin hat sowohl in Basel als auch auf Ibiza einen Wohnsitz. Wie oft Oeri persönlich an Bord war und wie viele Passagiere jeweils mitfliegen ist demnach nicht bekannt.
Zu erwähnen: Oeri setzt sich unter anderem für eine Stiftung ein, die Strassenhunde aus Ibiza mit dem Privatjet zur Adoption in die Schweiz bringt. Insgesamt stiess der Jet laut dem Bericht 2022 circa 600 Tonnen CO2 in die Luft.
Jet von Familie Hayek (149 Starts, 240 Tonnen CO2)
Die Embraer Phenom 300 Hayek-Familie hob Ende April zum letzten Mal ab. Damals ging es von Grenchen SO in Richtung Barcelona. Laut den Flugdaten von 2022, hob die Maschine im letzten Jahr 149-mal ab und verbrachte 158 Stunden in der Luft.
Besonders oft steuerte der Jet demnach den Flugplatz Grenchen an. Häufig von nahen Destinationen wie Genf oder Zürich aus. Von Grenchen aus sind es nur noch 15 Autominuten bis zum Hauptsitz der Swatch-Gruppe in Biel. Regelmässig flog der Hayek-Jet auch nach Barcelona, weiter sind Flüge nach London, Berlin und Paris dokumentiert. Der CO2-Ausstoss des Flugzeugs betrug im letzten Jahr rund 240 Tonnen.
Rolex (Über 3000 Tonnen CO2)
Der Schweizer Luxusuhrenhersteller besitzt gleich zwei Firmenjets. Diese sind demnach oft unterwegs und häufig auch auf kurzen Strecken. Die Rolex-Jets flogen laut dem Bericht im letzten Jahr regelmässig die Strecken Genf-Genua, Genf-Mailand, Genf-Zürich oder Genf-Paris. Dabei gäbe es zwischen diesen Städten schnelle Zugverbindungen.
Der letztjährige CO2-Fussabdruck der beiden schmutzigen Bombardier-Jets: Über 3000 Tonnen. Rolex deutete in Bezug auf die kurzen Flugstrecken einen Kurswechsel an.
Rainer-Marc Frey
Zu erwähnen in der Liste ist auch Rainer-Marc Frey. Alleine am 23. August 2022 sind für den PC-24 des Hedgfond-Pioniers und Hobbypilots 14 Starts und Landungen registriert. An einem Tag verbrannte der Jet dabei über 7000 Liter Kerosin, was rund 18 Tonnen CO2 entspricht.
Die Website «recordsetters.com» verrät den Hintergrund des 24-Stunden-Parcours des Milliardärs: Zusammen mit einem Freund stellte Frey einen neuen Weltrekord an besuchten Ländern (30) an einem Tag auf. Neben einem Jet kamen auch ein Helikopter und Autos zum Einsatz.