Prozess gegen gambischen Ex-Innenminister Sonko beginnt im Januar
Das Verfahren gegen den ehemaligen gambischen Innenminister Sonko vor Bundesstrafgericht beginnt im Januar und wird voraussichtlich den ganzen Monat dauern.
Der Prozess gegen den wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagten ehemaligen gambischen Innenminister Ousman Sonko vor Bundesstrafgericht beginnt am 8. Januar 2024. Das Verfahren wird voraussichtlich den ganzen Januar dauern, wie das Gericht am Montag mitteilte.
Das Bundesstrafgericht in Bellinzona TI bestätigte damit eine Meldung der Nichtregierungsorganisationen Trial International und Amnesty International vom Freitag. Die Anklageschrift stellt das Gericht den akkreditierten Bundesgerichtskorrespondentinnen und -korrespondenten in der ersten Dezemberwoche zu.
Anklage nach sechsjähriger Untersuchung eingereicht
Die Bundesanwaltschaft (BA) hatte im April nach sechsjähriger Untersuchung Anklage gegen den Sonko eingereicht. Vor seiner Festnahme 2017 hatte Sonko einige Monate als Asylsuchender in Lyss BE gelebt. Er war von 2006 bis 2016 Innenminister der Republik Gambia.
Die BA wirft ihm vor, in verschiedenen Staatsfunktionen zwischen 2000 und 2016 systematische und ausgedehnte Angriffe auf Regierungsgegner unterstützt und sich an ihnen beteiligt zu haben. Zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit kam es im Rahmen der gewaltsamen Repression durch die Streitkräfte des gambischen Präsidenten Yahya Jammeh.
Repression gegen politische Oppositionelle
Dem Angeklagten wird unter anderem vorgeworfen, im Zusammenhang mit fünf Ereignissen zwischen 2000 und 2016 an aussergerichtlichen Hinrichtungen, Folterungen, Vergewaltigungen und illegalen Inhaftierungen beteiligt gewesen zu sein, diese angeordnet, ermöglicht und/oder nicht verhindert zu haben.
Die Repression richtete sich insbesondere gegen politische Oppositionelle, Journalisten oder als Putschisten verdächtigte Personen. Der aktuelle Präsident Adama Barrow stürzte den diktatorisch herrschende Jammeh 2016 und schickte ihn nach Äquatorial-Guinea ins Exil. Bei als fair bezeichneten Wahlen wurde Barrow 2021 im Amt bestätigt.
Gambia zählt gemäss dem Uno-Entwicklungsprogramm zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Es hat gut 20 Millionen Einwohnern und ist etwa ein Viertel so gross wie die Schweiz.