Rassistische Diskriminierung wird in der Schweiz sichtbarer
In den vergangenen zwei Jahren haben die gemeldeten Diskriminierungen erneut zugenommen. Besonders gestiegen ist der Anteil antisemitischer Vorfälle.
Das Wichtigste in Kürze
- Rassismus ist während der Corona-Pandemie in der Schweiz öfters registriert worden.
- Zugenommen haben insbesondere antisemitische Verschwörungstheorien.
- 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen haben seit 2016 Diskriminierung erlebt.
Die Zahl der gemeldeten Diskriminierungen ist in den letzten Jahren angestiegen - besonders bei jüngeren Menschen, wie der Monitoringbericht 2019/2020 der Fachstelle für Rassismusbekämpfung zeigt, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Befeuert durch die Covid-19-Pandemie kursieren insbesondere mehr antisemitischen Verschwörungstheorien im Netz.
Internet als Rassimus-Treiber
40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen haben in den vergangenen fünf Jahren Diskriminierung erlebt. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung. Bei den 25- bis 39-Jährigen sind es 39 Prozent (+4 Prozentpunkte) und bei den 40- bis 54-Jährigen stiegt der Anteil der Betroffenen auf 30 Prozent (+6 Prozentpunkte).
Rassismus und Hassrede verbreite sich heute besonders über das Internet und die sozialen Medien. Auffällig sei, dass im Zuge der Corona-Krise die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungstheorien zugenommen habe, heisst es weiter in dem Bericht.
Berset: «Pandemie macht Ungleichheit sichtbarer»
Innenminister Alain Berset schreibt in seinem Vorwort zum Bericht, dass die Covid-19-Pandemie sowie die Black Lives Matter-Bewegung auch bei uns «Ungleichheiten und gesellschaftliche Bruchlinien sichtbar gemacht» hätten. Sie rückten «Chancengerechtigkeit sowie soziale, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe ins Zentrum der Aufmerksamkeit; und damit auch strukturelle Ursachen von Rassismus und Diskriminierung.»
Laut der jüngsten Erhebung bezeichnet knapp zwei Drittel der Bevölkerung in der Schweiz Rassismus als ernstes gesellschaftliches Problem. Ein Drittel hält die bisherigen Massnahmen als unzureichend und sieht die Verantwortung vor allem bei Bund, Kantonen und Gemeinden.