Coronavirus: Kosovaren sollen nicht Sündenböcke werden
Die Task Force geht davon aus, dass jeder dritte Intensivpatient sich im Kosovo mit Corona infiziert hat. Dies schürt Hass. Experten warnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Weil Ferien-Rückkehrer auf der Intensivstation landen, geraten Kosovaren in die Kritik.
- Diese würden die Intensivstationen der Schweiz zu einem Drittel auslasten.
- Experten warnen vor falschen Anschuldigungen und einem Shitstorm.
Jeder Dritte Intensivpatient soll sich im Kosovo oder in Nordmazedonien in den Ferien mit dem Coronavirus infiziert haben. Davon geht die Covid19-Task-Force in ihrem neusten Bericht aus.
Bei vielen Schweizern sorgen die neuen Zahlen für Kopfschütteln – und Kosovaren geraten in die Schusslinie.
Dina Wyler, Geschäftsleiterin der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, betrachtet die Entwicklungen in der Bevölkerung kritisch. Es sei nicht neu, dass in Krisenzeiten nach Sündenböcken gesucht werde, so Wyler.
«Die Corona-Pandemie verunsichert viele Menschen. Hass, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus lässt sich aber niemals rechtfertigen.»
Schuld wird Minderheiten zugewiesen
«Immer wieder werden dabei Minderheiten für die Krise verantwortlich gemacht und beschimpft», sagt sie zu Nau.ch. Dies würde nicht nur Kosovarinnen und Kosovaren betreffen. Oft gehörten auch Juden, Ausländer im Allgemeinen oder Menschen mit Migrationshintergrund zu den Beschuldigten.
Auch Lars Haefner von der Gesellschaft Schweiz-Albanien warnt: «Es hilft nichts, die Schuld den Reisenden zuzuweisen – keiner wird absichtlich krank», so Haefner.
Stattdessen wäre es besser gewesen, wenn die Behörden beider Länder bereits früher auf die sich abzeichnende Gefahr reagiert hätten. Im Kosovo seien neue Massnahmen längst überfällig. Die Schweiz sollte daher besser auf die Gefahr beim Reisen hinweisen, findet Haefner.
Sündenbock für Coronavirus
Mit einer frühzeitigen Quarantäne für ungeimpfte Rückkehrer hätte man das Ausmass eindämmen können, so der Präsident der Gesellschaft Schweiz-Albanien weiter.
Am Dienstag wurde bekannt, dass zwischen Juli und August insgesamt 36 Repartiierungen aus dem Kosovo und Nordmazedonien durchgeführt wurden. In 19 Fällen waren Corona-Patienten an Bord der Helikopter, Flugzeuge und Krankenwagen.