Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner ist am Samstag in Kreuzlingen TG verhaftet worden. Er missachtete das Einreiseverbot.
Martin Sellner
Hier wird Martin Sellner von der Polizei abgeführt. - Propaganda-Material Martin Sellner via X

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Rechtsextremist Martin Sellner missachtete das Einreiseverbot in die Schweiz.
  • Die Kantonspolizei Thurgau nahm ihn am Samstag in Kreuzlingen TG fest.
  • Sellner wollte trotz bestehendem Einreiseverbot einen Vortrag halten.
Ad

Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner ist am Samstag trotz Einreiseverbot in die Schweiz gekommen. Die Kantonspolizei Thurgau hat ihn in Kreuzlingen TG verhaftet.

Sellner überschritt bei Konstanz (D) die Grenze die Schweiz und wurde unmittelbar danach von der Kantonspolizei Thurgau abgeführt. Das war auf einem von Sellner am Samstagvormittag live gestreamten Video zu sehen. Die Kantonspolizei Thurgau bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, eine 35-jährige Person angehalten und für weitere Abklärung mitgenommen zu haben.

Martin Sellner
Martin Sellner wird in Kreuzlingen TG von der Polizei abgeführt.
Martin Sellner
Gegen den Österreicher gilt ein Einreise-Verbot.
Martin Sellner
Am Samstagabend hatte er einen Vortrag in Zürich geplant.

Bei der Festnahme stellte sich Sellner dumm, wie auf einem Video des Lokalsenders TVO zu sehen ist. Der Österreicher gab zu Protokoll, er habe nicht gewusst, dass er die Grenze von Deutschland zur Schweiz übertreten habe. «Ist das schon die Schweiz?», sagte der Kämpfer gegen «illegale Migration» den Polizisten.

Er habe nicht in die Schweiz einreisen wollen. «Ich will in Deutschland bleiben», so Sellner.

Martin Sellner wollte Vortrag halten

Der 35-jährige Sellner wollte am Samstagabend im Kanton Zürich an einem unbekannten Ort einen Vortrag halten. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) verfügte deshalb am 11. Oktober eine Einreisesperre bis zum 27. Oktober.

Organisator der Veranstaltung ist die ebenfalls rechtsextreme Schweizer Gruppierung «Junge Tat».

Hast du gewusst, dass gegen Martin Sellner eine Einreise-Sperre verhängt wurde?

Polizei beendete Vortrag im Kanton Aargau

Die «Junge Tat» wollte bereits im März dieses Jahres eine Veranstaltung mit Sellner durchführen. Diese wurde jedoch von der Kantonspolizei Aargau abgebrochen. Diese erteilte Sellner eine befristete Wegweisung für das Gebiet des Kantons Aargau.

Martin Sellner
Der Rechtsextremist Martin Sellner führte auf einer Veranstaltung der «Jungen Tat» einen Vortrag zu «Remigration».
Martin Sellner Tegerfelden AG
Hier wird Martin Sellner von der Polizei von der Bühne geholt.
Martin Sellner Tegerfelden AG
Der Vortrag wurde von der Kantonspolizei Aargau unterbrochen und Sellner angehalten und des Kantons verwiesen.

Der Rechtsextremist hatte in diesem Jahr mit seinem Buch «Remigration – ein Vorschlag» für Aufsehen gesorgt. Darin fordert er die Ausweisung zahlreicher Menschen mit ausländischen Wurzeln aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Im Visier hat er dabei nicht nur kriminelle Ausländer, sondern auch «nicht assimilierte Staatsbürger».

Medienberichte über ein Treffen von Sellner mit Politikern in Potsdam (D) sorgten für eine Welle der Empörung in Deutschland. Sie führten zu zahlreichen Kundgebungen in deutschen Städten.

Sellner entwischte der Polizei in Neu-Ulm (D)

Am Freitagabend hielt Sellner in Neu-Ulm (D) einen Vortrag zu diesem Thema. Dabei kam es zu einem regelrechten Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihm und der Polizei. Die Polizei stürmte die laufende Veranstaltung, konnte Sellner vor Ort jedoch nicht antreffen. Nach eigenen Angaben verliess er kurz vor dem Eintreffen der Polizei den Veranstaltungsort und kehrte später wieder zurück.

Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
Der rechtsradikale Martin Sellner soll in Zürich einen Vortrag über «Remigration» halten – die Kantonspolizei fordert eine Einreisesperre. Ist das zielführend? Ein Experte ordnet ein.
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
Bis 2023 war Martin Sellner der Sprecher des österreichischen Ablegers der «Identitären Bewegung» (IB) – eine aktionistische, völkisch orientierte Gruppierung.
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
Die «Identitäre Bewegung» habe versucht, den Markenauftritt der gesamten rechtsextremen Ideologie aufzupolieren: «Weg vom Image der glatzköpfigen Nazis in Springerstiefeln.» (Symbolbild)
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
Ausländer- oder islamfeindliche Narrative wurden durch Begrifflichkeiten wie «Ethnopluralismus» oder «Remigration» ersetzt.
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
«Gemeint sind damit aber weiterhin dieselben rechtsextremen Parolen – der Inhalt hat sich letztlich nicht verändert», erklärt der Experte.
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
Baier ist überzeugt: «Die Bewegung will ein ethnisch homogenes, autoritär-nationalistisches System errichten. Das sind auch die Positionen von Herrn Sellner – er ist klar rechtsextrem.»
Martin Sellner Rechtsextrem Einreisesperre
«Aus meiner Sicht wäre es fahrlässig, auf diese Ächtung zu verzichten, weil gerade das Schweigen als Zustimmung gewertet wird», erklärt der Extremismusexperte. (Archivbild 2015)

Ähnlich wie zuletzt das Schweizer Fedpol verhängten auch die zuständigen deutschen Behörden eine Einreisesperre gegen Sellner. Sellner wehrte sich jedoch gerichtlich gegen die im März verhängte Einreisesperre. Ein Gericht entschied im Juni, dass die Einreisesperre bis zu einer endgültigen Entscheidung in der Sache nicht vollzogen werden darf.

Gegen die Einreisesperre in die Schweiz hat Sellner ebenfalls juristische Schritte angekündigt. Gemäss der vom Fedpol publizierten Verfügung hat eine Beschwerde dagegen jedoch keine aufschiebende Wirkung. Bei Verstoss droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Kantonspolizei ThurgauMigrationGerichtFedpol