Regula Rytz reagiert auf die Vorwürfe einer Klimaaktivistin
Die Klimakrise ist ein dringendes Problem und nur schwer mit der gemächlichen Demokratie vereinbar. Nau.ch befragte dazu eine Aktivistin und eine Nationalrätin.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktivistin Michelle Reichelt und Nationalrätin Regula Rytz sprechen über Klimapolitik.
- Im Nau-Interview werden die akute Klimakrise und die schleppende Politik thematisiert.
Die Ungeduld der Klimaaktivisten und die Trägheit der Realpolitik: Michelle Reichelt (28) von Klimastreik Schweiz und Regula Rytz (59, Nationalrätin der Grünen) sprechen im Interview mit Nau.ch über Klimapolitik und darüber, wie sie sich in Zukunft verändern muss.
Rytz wird dabei mit Aussagen der Klimaaktivistin konfrontiert (siehe Video oben). Und die haben es in sich!
Reichelt ist seit bald drei Jahren für Klimastreik Schweiz im Social-Media-Bereich und in der Medienarbeit tätig. Auf die Frage, ob sich in diesen drei Jahren etwas verändert hat, antwortet sie mit einem entschiedenen Ja. Insbesondere sei das Thema Klimawandel in der Gesellschaft präsent geworden, die Diskussion sei lanciert.
Von der Politik sei sie aber schwer enttäuscht, besonders störe sie die Unehrlichkeit der Politikerinnen und Politiker. Reichelt sagt: «Alles, was sie machen, muss mehrheitsfähig sein, weil sie wiedergewählt werden wollen.»
Verbündete in der Politik fehlen
Konkret brauche die Klimabewegung «ehrliche, konsequente und radikale Verbündete», welche die wissenschaftlichen Erkenntnisse vertreten, so Reichelt. Sie wünsche sich eine Partei, die sich entschieden auf die Seite der Aktivistinnen und Aktivisten schlage.
Nationalrätin Regula Rytz versteht die Ungeduld der Klimabewegung gut. Sie selbst sei aber etwas gespalten: Auf der einen Seite erlebe sie, wie harzig die Realpolitik ablaufe, auf der anderen Seite wisse sie, dass es so nicht gehe. Rytz: «Wir müssen etwas Grundsätzliches ändern – und das wird schwierig in der Demokratie.»
Verbot von Verbrennungsmotoren
Beispielsweise die aktuelle Diskussion um das Verbot von Verbrennungsmotoren. Diese erst ab 2030 zu verbieten, findet Regula Rytz lächerlich. Die europäische Automobilindustrie befinde sich unterdessen selbst auf dem Weg zur Wende und würde ein Verbot begrüssen.
In der Schweiz scheitere es aber ganz einfach an der Mehrheit. «FDP, SVP, Mitte, sogar der Bundesrat. Und manchmal habe ich auch das Gefühl, die zuständige Bundesrätin hat nicht viel Mut, um das zu fordern», so Rytz.
Die Schweiz habe immer schon mutige Entscheidungen getroffen. «Wir waren das erste Land, das den Katalysator verpflichtend eingeführt hat, obwohl wir keine Autoindustrie haben.» Auch habe man Phosphor aus den Waschmitteln verbannt. «Früher hatte man mehr Mut als jetzt.»
Michelle Reichelts Vision
Zum Abschluss des Interviews im Berner Restaurant «Luna Llena» wird Reichelt gefragt, wie die Gesellschaft in ihrer Vision leben würde. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schildert sie, dass Autos aus Städten verbannt würden. «Wir würden dezentraler leben, wir würden mehr Gemeinschaft erleben, mehr zusammenleben, wir würden mehr miteinander teilen und füreinander da sein.»
Wir hätten ein anderes Wirtschaftssystem und würden uns an den planetaren Belastbarkeitsgrenzen orientieren.