Die CO2-Budgets spielen bei der Bekämpfung der Klimaerwärmung eine wichtige Rolle. Im Gastbeitrag erklärt Jonas Kampus vom Klimastreik Schweiz, weshalb.
Co2
Die Wasserdampfwolke eines Kohlekraftwerks. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis im Jahr 2050 sollen alle CO2-Emissionen kompensiert werden können.
  • Jonas Kampus schreibt im Gastbeitrag über die Notwendigkeit der CO2-Reduktion.
  • Werden die Ziele nicht eingehalten, drohen künftigen Generationen globale Katastrophen.
Ad

Vor einigen Monaten präsentierte der Weltklimarat den ersten von drei Berichten zum aktuellen Stand der Klimakrise. Was dabei wenig Beachtung fand, sind die sogenannten CO2-Budgets, dabei sind die äusserst zentral für die Zukunft von uns allen. Doch was sind CO2-Budgets genau?

Im Pariser Abkommen hat sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die globale Erwärmung unter 2 °C auf 1,5 °C zu beschränken. Diese 1,5-Grad-Grenze ist immens wichtig. Nur so können zahlreiche Inselstaaten erhalten und schlimmere Auswirkungen der Klimakrise verhindert werden.

Seit Paris haben viele Staaten versprochen, bis 2050 auf netto Null zu sein. Das heisst, dass nicht mehr CO2-Emissionen ausgestossen wie aufgenommen werden können. Doch die meisten dieser Ziele haben keinen klaren Absenkpfad und somit auch kein CO2-Budget. Dabei ist das für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze zentral.

CO2-Budget nach jährliche, Ausstoss von 40 Gigatonnen aufgebraucht

Ein CO2-Budget gibt an, wie viel CO2 noch maximal ausgestossen werden darf, um eine gewisse globale Erwärmung nicht zu überschreiten. Weil die Berechnung eines solchen Budgets aber mit einer hohen Unsicherheit belastet ist, ist dieses verschieden hoch. Je nachdem, wie sicher man sein möchte, dass sich die Erde nicht mehr als 1.5 °C erwärmt.

Das mag nun sehr kompliziert wirken, das Konzept ist aber ziemlich einfach: Stellen wir uns einen Pool vor. In diesem haben noch 300 Liter Platz, bis das Wasser überschwappt. Aktuell fliessen pro Jahr etwa 40 Liter aus dem Hahn in das Becken. Lassen wir den Hahn weiterhin so offen, ist das Becken in ungefähr sieben Jahren voll.

spanien schwimmbecken
Sollte sich die Atmosspähre durch das CO2 auflösen, droht eine globale Katastrophe. - pixabay

Drehen wir den Hahn weiterhin nicht zu, schwappt das Wasser über, was wir auf jeden Fall verhindern wollen. Wenn wir jedes Jahr weniger Wasser in den Pool lassen, haben wir bei einer gleichmässigen Reduktion noch etwa dreizehn Jahre.

Nun geht es beim CO2-Budget nicht um einen Pool und Wasser, sondern um die Atmosphäre und CO2. Bei einem CO2-Budget von 300 GtCO2 und einem jährlichen Ausstoss von 40 Gigatonnen CO2 ist dieses bis ungefähr Mitte 2027 aufgebraucht.

Wie Russisch-Roulette

Die Internationale Energieagentur geht aber sogar von steigenden CO2-Emissionen aus. Der Ausstoss bis im Jahr 2023 soll sogar eine neue Rekordhöhe erreichen. Dies hätte zur Folge, dass das Budget noch schneller aufgebraucht wäre.

300 Gigatonnen CO2: So viel darf noch weltweit ausgestossen werden, wenn wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 83% das 1,5-Grad-Grenze erreichen wollen. Das ist ein äusserst kleines Budget mit einer immer noch sehr grossen Unsicherheit. Wenn die Menschheit wirklich nicht mehr CO2 ausstossen würden, gäbe es die Chance von 17%, dass 1,5 °C überschritten werden. 17 Prozent ist viel, gleich hoch wie die Wahrscheinlichkeit, im russischen Roulette zu verlieren – eine doch sehr beunruhigende Vorstellung.

Waffenrecht Revolver SP
Aktuell ist die Gefahr, dass Russland Atombomben zündet, so gross, wie das Risiko bei einem Spiel russisches Roulette von einer Kugel getötet zu werden. - Keystone

Die meisten Regierungen und sogar viele Wissenschaftler*innen nehmen als Grundlage für ihre Berechnung nur eine Wahrscheinlichkeit von 67% oder 50%. Wir würden dann mit unserem Schicksal Schere, Stein, Papier beziehungsweise, Münzenwerfen spielen.

Schlusserklärung von Glasgow zu wenig

Doch welche Schlüsse lassen sich nun aus diesem CO2-Budget ziehen? Eine Reduktion der CO2-Emissionen muss unglaublich schnell geschehen.

Bei einer linearen Absenkung muss der globale CO2-Ausstoss spätestens vor Ende 2035 auf netto Null sein. Das ist eine unglaublich kurze Zeit. Kinder, die jetzt in der ersten Klasse sind, sind dann noch nicht einmal erwachsen.

Dies ist nur möglich, wenn die Förderung und der Ausstoss von fossilen Brennstoffen sofort gestoppt wird. Die Schlusserklärung von Glasgow, den Kohleverbrauch zu reduzieren statt zu stoppen, katapultiert die 1,5-Grad-Grenze in weite Ferne.

Die Netto-Null-Versprechen der Länder für 2045, 2050 oder 2060 sind darum mehrheitlich ungenügend. Weil sogar diese Ziele nicht eingehalten werden, steuern wir aktuell auf eine globale Erwärmung von 2,7 °C bis 2100 zu. Aus diesem Grund fordert der Klimastreik netto Null 2030 mit einer jährlichen Reduktion von 13 Prozent.

Die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze erfordert systemische Veränderungen, wie es der Weltklimarat 2018 selbst formulierte. Mit Business-as-usual, weniger duschen oder dem Kauf eines Elektroautos wird dies nicht zu schaffen sein. Für 1,5 °C zu kämpfen, bedeutet, sich der Klimabewegung anschliessen. Gesellschaftliche Veränderungen können sehr rasch vonstattengehen, wenn genug Personen sich für ihr Schicksal einsetzen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

WasserErdeKlimastreik