Klimastreik: Aktivist Kampus möchte Wirtschaftssystem verändern
Der Klimastreik Schweiz legt morgen wieder mit Aktionen los. Im Vorfeld erklärt Aktivist Jonas Kampus, welche Rolle die Politik spielt – oder eben nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Klimastreik Schweiz meldet sich am Freitag mit einer nationalen Aktion zurück.
- Aktivist Jonas Kampus spricht mit Nau.ch über seine Haltung zu Politik und Wirtschaft.
- Auch dem Klimastreik habe die Corona-Krise stark zugesetzt.
«Skolstrejk för Klimatet»: Mit diesen Worten wurde an einem gewöhnlichen Freitag im August 2018 der Grundstein für eine globale Bewegung gelegt. Klimaaktivistin Greta Thunberg (18) rief mit ihrem Schulstreik den Klimastreik ins Leben.
Auch in der Schweiz fasste die Bewegung schnell Fuss. Zu den treibenden Kräften des Schweizer Ablegers gehört der Aktivist Jonas Kampus. Er ist ein aktives Mitglied der Bewegung.
Wo die Bewegung in Wirtschaft und Politik noch wenig Gehör erhalten habe, seien auf privater Ebene Erfolge zu verbuchen: «Man kann sich nicht mehr verstecken.» Heutzutage könne niemand mehr den Klimawandel mit gutem Gewissen leugnen.
Klimastreik möchte wirtschaftliches System verändern
Kampus sind den Sinn nicht darin, politische Führungskräfte wie Jair Bolsonaro oder Donald Trump von der Existenz des Klimawandels zu überzeugen. «Es geht nicht darum, diese Menschen zu überzeugen. Ein grösseres Problem sind die Verhinderer und Verhinderinnen.»
Zu diesen würden auch Politikerinnen und Politiker in der Schweiz und in Europa zählen. «Sie sagen zwar, der Klimawandel sei real. Aber machen tun sie nichts, ausser grüne Plakate aufhängen», beschwert er sich. «De facto hat keine einzige Partei in der Schweiz oder in Europa eine Ahnung, wie man das Problem löst.»
Trotz seiner Kritik an der Politik sieht sich Kampus selbst nicht als politische Streitkraft für das Klima. «Ich werde niemals in die institutionelle Politik gehen. Denn das Problem ist das wirtschaftliche System», winkt er ab. Und eben dieses müsse man grundlegend verändern – eine Aufgabe, die sich der Klimastreik auf die Pappschilder geschrieben hat.
Nicht nur Eisbären: Klimakrise ist humanitäre Krise
Der Aktivist doppelt nach: «Es geht nicht um individuelle Konsumkritik. Man muss von der Flugkritik wegkommen, um wirklich etwas zu ändern. Wir müssen klare Prioritäten setzen.»
Kampus ist überzeugt: Bilder von leidenden Eisbären und schmelzenden Gletschern reichen nicht mehr aus, um etwas zu bewegen. «Die Klimakrise ist eine humanitäre Krise», betont er. Und: «Die Klimabewegung möchte im Grunde nur unzählige Menschenleben retten.»
Coronavirus hat Bewegung stark beeinflusst
Wo 2019 noch der Klimastreik das Thema schlechthin war, liest man heute nur noch: Corona, Corona, Corona. Nicht nur der Wechsel von Klimakrise zu Coronakrise im öffentlichen Diskurs, auch die Massnahmen machten der Bewegung zu schaffen.
Kampus erklärt: «Es war schwer, die Essenz vom Klimastreik ist es, gemeinsam auf die Strasse zu gehen». Denn «nur auf der Strasse kann man etwas verändern – und das wurde uns weggenommen».
Doch morgen Freitag startet die Bewegung wieder durch – mit einem nationalen Klimastreik. Das grosse Thema der schweizweiten Demonstrationen ist die Einhaltung des Klimaabkommens. «Die Klimakrise wird schlimmer, und wir müssen konsequenter handeln», fasst Kampus zusammen.