Reto Nause

Reto Nause: Berns Sicherheitsdirektor zum Neonazi-Auftritt

Nick Mäder
Nick Mäder

Bern,

Eine Corona-Demo in Bern wurde am Samstag von rechtsradikalen Gruppierungen angeführt. Sicherheitsdirektor Reto Nause erklärt, warum sie nicht gestoppt wurden.

Reto Nause
Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause äussert sich zum Auftritt von Neonazis an einer Corona-Demo. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag demonstrierten in Bern mehrere tausend Personen gegen die Corona-Massnahmen.
  • Die Demo wurde von rechtsradikalen Gruppierungen angeführt.
  • Sicherheitsdirektor Reto Nause äussert sich im Nau.ch-Interview zum Vorfall.

Am Wochenende marschierten rund 2000 Personen durch die Berner Innenstadt, um gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren. Zuvorderst an der Front waren zahlreiche Neonazis, die den Zug anführten.

Neonazis Corona-Demo
«Jetzt ist Schluss»: Mit diesem Transparent stellt sich eine rechtsradikale Gruppierung gegen die Corona-Massnahmen. - Keystone

Was bedeutet das für künftige Corona-Demos? Nau.ch hat mit dem Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause über die neusten Entwicklungen gesprochen.

Nau.ch: Herr Nause, überrascht es Sie, dass eine Corona-Demo in Bern nun von Neonazis angeführt wird?

Reto Nause: Die Kantonspolizei Bern und ich haben gewusst, dass auch rechtsradikale Personen vor Ort sein werden. Auch in der Vergangenheit waren bei Corona-Demos in Bern Personen von diesen Gruppierungen dabei. Neu und überraschend ist allerdings, dass sie sich an die Spitze des Umzugs wagen und sich deutlich erkennbar machen.

Nau.ch: Die ursprünglichen Gruppierungen rücken in den Hintergrund, während rechtsextreme den Lead übernehmen. Wie können Sie sich diese Entwicklung erklären?

Reto Nause: Im Ausland werden die Corona-Demos schon seit längerem von rechtsextremen Gruppierungen vorangetrieben. In der Schweiz war der Teilnehmerkreis bisher sehr heterogen.

Reto Nause
Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause ist überrascht, dass die Corona-Demo am Samstag von Neonazis angeführt wurde. - Nau.ch

Auch am Samstag waren Personen von links bis rechts und von jung bis alt präsent. Viele Menschen waren sich womöglich gar nicht bewusst, wer an der Spitze des Umzugs ist.

Nau.ch: Was wissen Sie über die rechtsextreme Gruppierung «Junge Tat», welche die Demo mit zahlreichen Teilnehmern angeführt hatte?

Reto Nause: Die Gruppierung ist nicht neu und sie ist mir sowie der Kantonspolizei bekannt. Sie waren auch schon in der Vergangenheit an Corona-Demos dabei, wenn auch eher im Hintergrund.

Nau.ch: Die Neonazis waren allesamt vermummt. Weshalb ist die Polizei nicht früher eingeschritten?

Reto Nause: Wann die Polizei eingreift, ist im Rahmen der Verhältnismässigkeit abzuschätzen. Die Teilnahme an einer unbewilligten Demo ist in Bern nicht strafbar. Zudem ist es zu keinen Sachbeschädigungen gekommen und es wurden keine Polizeiangehörige angegriffen.

Polizei Corona-Demo
Die Polizei beobachtet die Corona-Demonstranten, unter welchen zahlreiche Neonazis sind. - Keystone

Deshalb finde ich den Entscheid der Kantonspolizei, die Personen erst nach der Demo zu kontrollieren, richtig. Ausserdem gab es auch schon Kundgebungen von Linksextremen, die vermummt waren und auch dort ist man nicht sofort eingeschritten.

Nau.ch: Rechnen Sie künftig vermehrt damit, dass Corona-Demos von Neonazis angeführt werden?

Reto Nause: Das ist möglich. Stadt und Kantonspolizei werden das auf jeden Fall genau beobachten und falls gegen Gesetze verstossen wird, auch entsprechend handeln.

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