Der Dachverband der Rotkreuzgesellschaften hat sich vom eigenen Ableger in Belarus distanziert. Deren Chef gab unumwunden zu, Kinder über die Grenze zu bringen.
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Verschleppt Russland ukrainische Kinder? Nach Kiewer Angaben geht es um mehr als 10'000. - Sergei Grits/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das belarussische Rote Kreuz hat zugegeben, ukrainische Kinder weggebracht zu haben.
  • Die Rotkreuz-Föderation hat sich jetzt von seinem Belarus-Ableger distanziert.
  • «Solche Aktionen bergen Gefahr, das Vertrauen in unsere Arbeit zu untergraben.»
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Rotkreuz Belarus-Chef Dmitri Schewzow hatte kürzlich eine von Russland besetzte Region in der Ostukraine besucht. Dort räumte er öffentlich ein, dass das belarussische Rote Kreuz ukrainische Kinder von dort nach Belarus gebracht hat.

«Solche Aktionen bergen die Gefahr, das Vertrauen in unsere Arbeit zur Unterstützung von Menschen in Not zu untergraben.» Das teilte die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) am Mittwoch mit.

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Der Hauptsitz des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf. - keystone

«Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Komponenten der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ihre Unabhängigkeit von Regierungen und Waffenträgern wahren.»

Deportationen oder «Erholungsurlaub»?

Schewzow hatte das Wegbringen ukrainischer Kinder in einem Fernsehinterview als angeblichen Erholungsurlaub dargestellt. «Daran waren wir, sind wir und werden wir beteiligt sein», sagte er. Die Ukraine sieht seine Aussagen als Beleg dafür, dass Belarus an russischen Deportationen ukrainischer Kinder beteiligt ist. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba forderte deshalb am Mittwoch den Internationalen Strafgerichtshof dazu auf, einen Haftbefehl gegen Schewzow zu erlassen.

Ukraine Krieg
Russland hat im Ukraine-Krieg unzählige Kinder verschleppt. (Symbolbild) - Keystone

Einen solchen Haftbefehl wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder hat Den Haag bereits gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin erlassen. Nach internationalen Einschätzungen gehört die Unterbringung von verschleppten Kindern in vermeintlichen «Erholungseinrichtungen» zum systematischen Programm ihrer Umerziehung und Zwangsadoption. Belarussische Oppositionelle gehen davon aus, dass seit Kriegsbeginn bereits mehr als 2000 ukrainische Kinder deportiert wurden.

Rotkreuz-Chef Schewzow absolut nicht politisch neutral

Schewzow hatte bereits in der Vergangenheit für Empörung gesorgt – etwa, weil er ein «Z» auf seiner Kleidung trug. Der Buchstabe gilt als Unterstützungssymbol für Russlands brutalen Krieg gegen die Ukraine mit Tausenden zivilen Opfern.

Haben Sie Kinder?

Die Rotkreuz-Föderation bekräftigte nun, dass sie sich von allen Äusserungen Schewzows distanziere. Sein Besuch im besetzten ostukrainischen Donbass sei nicht abgesprochen gewesen. Zudem sei der Fall an einen unabhängigen Ausschuss gemeldet worden, der Verstösse gegen die Prinzipien der Föderation untersucht.

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