Sars-CoV-2 ist nicht wandlungsfähiger als Erkältungsviren
Der Coronavirus wird die Menschen noch langfristig beschäftigen. Seine Mutationsrate könnte dazu führen, dass er eine jährliche Impfung benötigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Coronavirus könnte die Menschheit noch langfristig beeinflussen.
- Mit seiner Mutationsrate könnte das Virus, wie die Grippe, jährliche Impfungen erfordern.
- Für eine erneute grosse Ansteckungswelle müsste sich das Virus relativ stark verändern.
Die Welt wird sich langfristig auf das Coronavirus einstellen müssen. Mit einem Impfstoff wäre viel gewonnen. Auch dürften immer mehr Menschen nach einer Erkrankung zumindest zeitweise immun werden. Aber wie lange könnten diese Immunität und eine Impfung schützen?
So ist bei Grippeviren eine jährliche Impfung erforderlich, um den laufend mutierenden Viren auf den Fersen zu bleiben. Ähnlich könnte sich die Lage für das neue Coronavirus entwickeln, vermutet Richard Neher von der Universität Basel.
Mutationsrate vergleichbar mit anderen Coronaviren
«Die Mutationsrate des Virus ist vergleichbar mit anderen Coronaviren», erklärte der Experte für Viren-Evolution im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Vier dieser anderen Coronaviren lösen beim Menschen normale Erkältungen aus. Wiederinfektionen können nach einigen Jahren auftreten, wenn sich die Viren so stark verändert haben, dass die bestehende Immunität gegen sie weniger wirksam ist, oder die Immunität nachgelassen hat. «Wiederinfektionen verlaufen aber typischerweise milder», betonte Neher.
Für einen Impfstoff könnte die Wandlungsfähigkeit des Virus dennoch bedeuten, dass es – je nach Art des Vakzins – regelmässige Auffrischung der Impfung wie bei der saisonalen Grippe geben könnte. «Zuerst brauchen wir aber überhaupt mal einen Impfstoff.»
Damit es zu erneuten grossen Ansteckungswellen in der Zukunft käme, müsste sich das Virus relativ stark verändern, so Neher. Der dafür notwendige Selektionsdruck dürfte aber erst in mehreren Jahren vorhanden sein, wenn der Grossteil der Bevölkerung immun sei.
Die Theorie, dass bereits im Zuge der derzeitigen Pandemie einige Linien des Sars-CoV-2 durch Mutation aggressiver geworden seien, halte er für sehr spekulativ.