SBB: Erwachsener setzt sich mitten in Kinderabteil – Eltern genervt
Eine Nau.ch-Leserin staunt nicht schlecht, als sich ein Mann im Zug einfach mitten auf die Spielgeräte setzt. Geht gar nicht, findet der Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Intercity von Bern nach Freiburg verärgert ein Passagier Eltern und deren Kinder.
- Er setzt sich trotz freier Plätze auf die Spielgeräte im Kinderabteil.
- Für Verhaltensforscher Christian Fichter ist klar: «Das ist kindisch».
Mitten am Nachmittag im Intercity zwischen Bern und Freiburg: Trotz vieler freier Plätze setzt sich ein Mann mitten ins Boot des SBB-Kinderabteils. So kann er bequem mit seinem Kumpel quatschen, der auf einem Platz mit Sicht auf die Spielgeräte sitzt.
Doch damit nicht genug – auch seinen grossen Rucksack und die Jacke stellt er einfach dorthin, wo sonst Kinder umherrennen.
Die drei spielenden Kinder weichen somit auf die Rutschbahn nebendran aus. Beim Boot ist für sie kein Platz mehr. Für Mutter Lilian K., die mit ihrer Tochter unterwegs ist, ein Ärgernis. «Es gibt genau nur einen Ort im Zug, der Kindern vorbehalten ist und wo sie sich nicht anpassen müssen. Das sollte man respektieren».
Für die Mutter noch unverständlicher: Der Zugbegleiter passiert den Wagen, ohne etwas zu sagen. Auch von den anderen Eltern traut sich niemand, den Mann anzusprechen. «Man gilt sonst sofort als spiessig», so Lilian K.
Darf man das?
Alles halb so wild? «Nein, das ist nicht in Ordnung, sondern kindisch», sagt der Verhaltensforscher Christian Fichter. «Diese Bereiche sollen Kindern eine angenehme Reise ermöglichen. Wenn Erwachsene diese besetzen, nehmen sie den Kindern diese Möglichkeit.»
Erwachsene müssten Rücksicht auf die Bedürfnisse von Kindern nehmen und diese Bereiche freihalten, so Fichter. «Wer Kinder und ihre Eltern dermassen einschränkt, dem fehlt es an Respekt».
Dass Kinder bis zum 6. Geburtstag gar kein Zug-Ticket lösen müssen und somit gratis mitfahren, habe darauf keinen Einfluss, sagt der Verhaltensforscher. Wer «kein Kindskopf mehr ist», sondern als mündiges, eigenverantwortliches Mitglied der Gesellschaft angesehen werden wolle, der wisse, dass Kinder genauso Reisende seien wie Erwachsene, so Fichter.
Bei der nächsten Fahrt im Kinderabteil dürfte Lilian K. und ihrer Tochter dasselbe nicht noch einmal passieren. Denn gemäss SBB kommen «solche Situationen eher selten vor». Wie dabei reagiert werden soll, liege im Handlungsspielraum der Kundenbegleiter, sagt SBB-Sprecher Bas Vogler.