SBB: Pendler wartet am Zürcher HB in Gefahrenzone – Busse droht
Ein Koch verlässt auf dem Perron der SBB am Hauptbahnhof Zürich den sicheren Bereich und wird nun wohl gebüsst. Die Busse will er nicht bezahlen.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Pendler wartete im Hauptbahnhof Zürich am Ende des Perrons auf die S-Bahn.
- In einem SBB-Forum empört er sich über die Busse, die ihm deswegen droht.
- Der Verband Pro Bahn hält mehr Platz auf den Perrons für nötig.
In hohem Tempo fahren die S-Bahnen in den Zürcher Hauptbahnhof ein. Dies hält einen Pendler jedoch nicht davon ab, am Ende des Perrons auf den Zug zu warten.
Er habe in der Unterführung im Zürich HB wie immer abends nach der Arbeit auf seine S7 gewartet. Dies berichtet der Koch im SBB-Forum SBB Community.
Dann seien zwei Securitys gekommen. «Und haben mich wie einen Schwerverbrecher behandelt, weil ich anscheinend das Bahngelände betreten habe», behauptet er.
Er habe bloss rechts neben einer Säule zu weit aussen gestanden, wo der Boden nicht mehr weisse Striche habe. «Sechs Meter vom Ende entfernt – und das sei verboten», klagt er.
Pendler wettert über SBB: «Schwachsinn»
Nun droht ihm eine Busse. «Was Dümmeres habe ich meinem ganzen Leben noch nicht erlebt», schimpft der Pendler. Er werde «nie und nimmer 1 Rappen für so einen Schwachsinn ausgeben.»
Offenbar unterschätzt der Pendler die Gefahr. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) unterscheidet in einem Leitfaden zwischen dem sicheren Bereich und dem Gefahrenbereich auf dem Perron.
Bei den weissen Strichen, sogenannte taktilen Leitlinien, entlang des Perrons handelt es sich um eine Sicherheitslinie. Diese ist für alle Reisenden eindeutig erkennbar und grenzt den sicheren Bereich vom Gefahrenbereich auf dem Perron ab.
Der Koch gibt jedoch an, ausserhalb der «weissen Striche» gewartet zu haben. Er will sich also im Sicherheitsbereich befunden haben.
Aufenthalt an Perronkante gefährlich
Bei der Perronfläche in Gleisnähe handelt es sich um den Gefahrenbereich. Dort ist der Aufenthalt bei Bewegungen von Schienenfahrzeugen entlang der Perronkante gefährlich. Grund dafür sind ein- und ausfahrende Züge sowie Rangierbewegungen.
Mit Busse bestraft werden Personen, die vorsätzlich das Bahnbetriebsgebiet ohne Erlaubnis betreten, fahren oder dieses auf andere Weise beeinträchtigen. Dies schreibt das Eisenbahngesetz vor.
Die Höhe der Busse legt das Stadtrichteramt fest. Rechnen muss der Pendler mit einer Busse von mindestens 100 Franken, wie ähnliche Fälle aus der Vergangenheit zeigen.
«Gesetzlich verboten»
Wie oft Pendlerinnen und Pendler solche Übertretungen begehen, kann die SBB mangels Statistik nicht angeben.
Nur so viel: Die SBB setze alles daran, dass Bahnhöfe ein hohes Mass an Sicherheit böten, sagt Mediensprecherin Carmen Hefti.
«Das Überschreiten der Bereiche mit dem Schild ‹Durchgang verboten› kann nicht nur lebensgefährlich sein», sagt Hefti. «Sondern es ist auch gesetzlich verboten.»
Die Kunden-Interessenvertretung Pro Bahn registriert kein generelles risikoreiches Verhalten von Pendlerinnen und Pendlern auf Perrons. Präsidentin Karin Blättler stellt jedoch fest, dass die Perrons immer voller werden.
«An gewissen Bahnhöfen ist der Platz auf dem Perron für die Pendlerinnen und Pendler teilweise knapp», sagt Blättler. Die Perrongrösse spiele bei künftigen Bauprojekten eine noch wichtigere Rolle.
«Zunehmend wird es mehr ÖV-Nutzende geben, die damit auch mehr Raum benötigen.»