Schrift muss weg: Darum bleibt der Mohr in vielen Gemeinde-Wappen
Die Stadt Zürich will die Inschrift «Zum Mohrenkopf» abdecken lassen. Auch viele Gemeinden haben den sogenannten «Mohr» im Wappen – das führt zu Debatten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich sorgen die Inschriften «Zum Mohrenkopf» und «Mohrentanz» für Debatten.
- Aber auch Gemeindewappen tragen das Bild des sogenannten «Mohren».
- Der Begriff sei ganz klar rassistisch konnotiert, so die Rassismuskommission.
- In den Gemeinden ist eine Änderung der Wappen aber «kein Thema».
Zuletzt haben zwei Inschriften in der Zürcher Altstadt für Schlagzeilen gesorgt. «Zum Mohrenkopf» und «Mohrentanz» seien im heutigen Kontext rassistisch. Deshalb wollte die Stadt Zürich sie abdecken lassen. Doch das Baurekursgericht stoppte das Vorhaben nach einem Rekurs des Zürcher Heimatschutzes (ZHV).
Nicht alle verstehen das Aufsehen um die Inschriften. Ein Zürcher Passant beurteilt die Debatte als «ein Affentheater». Auch andere Befragte geben gegenüber Nau.ch an, kein Problem mit den Begriffen zu haben.
Der «Mohr» – laut Wikipedia eine «veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe» – ist aber nicht nur in Zürich präsent. Mehrere Schweizer Gemeinden nutzen den Kopf eines Schwarzen als Teil ihres Wappens: Möriken-Wildegg AG, Mandach AG, Oberweningen ZH, Flumenthal SO und Avenches VD.
Wappen «rassistisch konnotiert»
Das geht gar nicht, erklärt die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) auf Anfrage: «Der Begriff ‹Mohr› wie auch stereotype Darstellungen in gewissen Wappen sind aus kolonial-historischen Gründen rassistisch konnotiert.»
Es sei daher verständlich, dass diese Wappen von Rassismus-betroffenen Personen als verletzend empfunden werden können.
Sowohl in Oberweningen als auch in Flumenthal heisst es aber, das sei «kein Thema». Man könne sich nicht vorstellen, die Wappen anzupassen.
«Es gab in der Vergangenheit regelmässig Anfragen dazu», sagt hingegen Jeanine Glarner, Gemeindeammann von Möriken-Wildegg. Ihr sei aber nichts Aktuelles dazu bekannt.
Historische Symbolik der Wappen
«Unser Wappen bezieht sich auf den Heiligen Antonius, der auch in der Bibel vorkommt», erklärt sie. Im Dorf störe sich niemand an der Darstellung. «Es sind wohl meist Auswärtige, die die Symbolik nicht verstehen», meint sie.
Im Mittelalter war der Mohr eine beliebte Wappenfigur. In vielen Fällen war der stilisierte Kopf einer dunkelhäutigen Person anders als in Möriken-Wildegg ein Symbol des Heiligen Mauritus. Dieser galt als Schutzpatron des Heeres und der Waffenschmiede. Durch seinen legendenhaften Tod in Saint Maurice VS hat er sogar eine direkte Verbindung zur Schweiz.