Schulen suchen verzweifelt nach Skilager-Leitern

Stephan Felder
Stephan Felder

Bantiger,

Skilager erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Doch: Die Personalsuche wird für die Schulen immer schwieriger. Die Gründe.

Skilager
Immer weniger Leiter sind bereit, eine Woche Ferien für die Leitung eines Skilagers zu geben. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz werden jährlich über 2000 Skilager durchgeführt.
  • Der Bedarf an Leitern nimmt aus verschiedenen Gründen stetig zu.
  • Immer weniger Leute sind bereit, eine Woche Ferien an die Leitung eines Lagers zu geben.

Sie gehören zu den schönsten Kindheitserinnerungen vieler Schweizerinnen und Schweizer: die Skilager.

Eine ganze Woche ohne Eltern, Spass mit den Schulfreunden, vielleicht der erste Kuss. Und natürlich: Skifahren oder Snowboarden.

Zahl der Skilager bleibt konstant

Skilager sind auch im Jahr 2025 äusserst beliebt. Die Zahl der durchgeführten Lager bleibt seit rund zehn Jahren stabil bei rund 2300 Lagern pro Jahr. Tendenz leicht steigend.

Und doch ist nicht gewiss, dass in Zukunft alle geplanten Skilager durchgeführt werden können.

Denn: «Es ist für die Schulen schwierig, J+S-anerkannte Leiterinnen und Leiter für Skilager zu finden.» Das schreibt das Bundesamt für Sport (Baspo) auf Anfrage von Nau.ch.

«J+S» steht für «Jugend und Sport». Dabei handelt es sich um ein Sportförderprogramm des Bundes.

Denkst du gerne an deine Skilager zurück?

Das Baspo hat den Subventionsbetrag für Skilager vor fünf Jahren verdoppelt. Die Schulen erhalten pro Kind und Tag neu 16 Franken vom Bund – davor waren es nur acht Franken.

Diesen Batzen gibt es aber nur dann, wenn das Skilager nach J+S-Richtlinien durchgeführt wird. «Daher wollen immer mehr Schulen ihr Lager mit J+S-Leitenden durchführen», sagt Ole Rauch.

Rauch ist als Geschäftsführer von GoSnow ein Fachmann im Bereich Ski- und Schneesportlager.

Skilager
Gehört bei der Leitung eines Lagers auch dazu: Die Betreuung der Kinder und Jugendlichen am Abend. - jugendundsport

GoSnow ist ein gemeinnütziger, nicht gewinnorientierter Verein, der für die Schulen komplette Lager vermittelt und organisiert.

Als Zusatzangebot für jene Schulen, welche die Organisation personell nicht selber stemmen können.

Auch Rauch bestätigt, dass sich die Schulen immer schwerer damit tun, J+S-Leitende für Skilager zu finden.

Es braucht mehr Leitende als früher

Neben dem grösseren Bedarf an Leitenden aufgrund der höheren Subventionsbeiträge führt Rauch weitere Punkte für den J+S-Leitermangel auf.

«Die Ausbildung der Lehrpersonen war früher viel generalistischer. Ein J+S-Leiterkurs gehörte zur normalen Ausbildung für angehende Lehrerinnen und Lehrer.»

Kannst du gut Skifahren?

Heute sei die Ausbildung der Lehrpersonen deutlich akademischer. Dass der Klassenlehrer auch gleich die J+S-Lehrberechtigung hat, komme daher immer seltener vor.

Hinzu kommt: Der Bedarf an J+S-Leitenden ist nicht nur wegen der Subventionen angestiegen. Sondern auch wegen des Migrationshintergrunds, beziehungsweise des Schneesport-fernen Hintergrunds vieler Schulkinder.

Rauch erklärt: «Es hat dadurch eine höhere Anzahl Kinder im Lager, die weder Skifahren noch Snowboarden können.»

Für Anfänger brauche man aber deutlich mehr Leitende – pro zehn Kinder mindestens zwei Leiterinnen oder Leiter. Heisst: «Ein Lager, das vor 20 Jahren 2-3 Leiter hatte, braucht heute vielleicht 5-6 Leitende.»

Damit ist klar: Der Bedarf an J+S-Leitenden wird in Zukunft weiter steigen – und zwar deutlich.

Vom Baspo kommen diesbezüglich ermutigende Aussagen: «Die Anzahl an anerkannten J+S-Leitenden ist tendenziell konstant bis zunehmend.»

Weshalb dann die Schwierigkeiten der Schulen, genügend Leitende zu finden? Viele ausgebildete J+S-Leitende seien nicht mehr bereit, «für die Leitung eines Lagers eine Woche Ferien zu geben». Das schreibt das Baspo.

Goodwill der Arbeitgeber wäre wichtig

Rauch bestätigt: «Viele Arbeitgeber bezahlen ihren Mitarbeitenden unter 25 Jahren zwar eine Woche für die J+S-Ausbildung. Nicht aber für die Leitung eines J+S-Lagers.»

Es sei reiner Goodwill des Arbeitgebers, einem Mitarbeitenden eine bezahlte Ferienwoche für die Lagerleitung zu gewähren.

Rauch: «Es würde helfen, wenn mehr Arbeitgeber diesen Goodwill entgegenbringen würden. Das würde definitiv einige Personen zusätzlich motivieren, ein Lager zu leiten.»

Würdest du selbst gerne ein Skilager leiten?

Der GoSnow-Geschäftsführer sieht aber auch bei einem Teil der Leiterinnen und Leiter ein Problem: «Es gibt Leute, die die staatlich subventionierte Ausbildung machen, alle zwei Jahre die Fortbildung besuchen. Die machen sich dort einen schönen Skitag, haben aber noch nie ein Lager geleitet.»

Sein Vorschlag: Ein frisch gebackener J+S-Leiter soll verpflichtet werden, nach der Ausbildung innert drei Jahren ein Lager zu leiten.

«Andernfalls soll er einen Teil der Ausbildungskosten an den Staat zurückzahlen müssen.»

Auch GoSnow selber will künftig aktiver mithelfen, Schulen mit J+S-Leitenden zu «verkuppeln». Eine digitale Leiterbörse ist im Aufbau.

Bleibt zu hoffen, dass Skilager auch für künftige Generationen zu den schönsten Kindheitserinnerungen gehören werden.

Kommentare

User #6236 (nicht angemeldet)

Warum eigentlich engagieren Eltern nicht gleich den Anwalt gegen Bezahlung als Betreuer für das Skilager der Kinder? Möglicherweise liegt es am Strafregisterauszug des Anwalts.

User #4946 (nicht angemeldet)

Auch wenn ich könnte, ich würde mir das nie antun, mich mit ungezogenen und verwöhnten Kids herumzuschlagen.

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