Ex-Skistar Fränzi Aufdenblatten: Skilager dürfen nicht aussterben!
Junge Menschen für den Schneesport begeistern? Wie viel Sinn macht das in Zeiten des Klimawandels und des Spardrucks? Sehr viel, sagt Fränzi Aufdenblatten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton St. Gallen wird gespart, die Skilager stehen auf der Kippe.
- Ex-Skistar Aufdenblatten liefert Argumente, damit nicht am falschen Ort gespart wird.
- Fränzi Aufdenblatten (43) ist Präsidentin der Schneesportinitiative Schweiz (GoSnow).
Lager – egal ob im Winter oder Sommer – sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Schulzeit. Sie schaffen gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen, die man in der Schulzeit sonst nicht hat.
Und: Wer schon als Kind erfährt, dass man in der Natur und in den Bergen einen aktiven Ausgleich zum Alltag finden kann, profitiert ein Leben lang davon.
Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der mentale Gesundheit auch am Arbeitsplatz ein grosses Thema ist, wird Resilienz immer wichtiger. Bergsport kann an dieser Stelle sehr ausgleichend wirken.
Meine Argumente für Schneesportlager
Es gibt so viele Argumente für (Schneesport-)Lager, dass ich sie hier in Kurzform zusammengefasst habe:
• Um gleich auf das Thema Klima und Naturschutz zu kommen: Schneesport ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Wenn wir den Kindern die Schönheit der Schweizer Berge nahebringen können, werden sie bei Ferien nicht gleich an Thailand denken, sondern auch an Wander- oder Skiferien in der Schweiz. Das verkleinert den CO2-Fussabdruck in jedem Fall.
• In den Lagern setzen wir immer mehr auf das Sensibilisieren für die Natur. Dazu gehört es auch, den Lehrpersonen Material an die Hand zu geben, um vorab im Unterricht auf Themen wie beispielsweise Gletscherschmelze oder Wildruhezonen einzugehen.
• Gerade nach der Coronazeit haben wir gemerkt: Es ist für die mentale Gesundheit Heranwachsender unglaublich wichtig, in der Gruppe spielerisch zu lernen, neue Dinge auszuprobieren, aber auch zu scheitern und wieder aufzustehen.
• Dasselbe gilt für die Selbstständigkeit ohne Eltern, zusammen in einer Gruppe an einem anderen Ort zu übernachten, sich selbst zu organisieren, zum Gelingen des Gemeinschaftserlebnisses beizutragen – all das mussten viele Kinder erst wieder lernen.
• Integration und Inklusion: Schneesportlager ermöglichen Kindern mit Migrationshintergrund, Kindern aus der Stadt und vom Land ein Gruppenerlebnis im teils strengen Schweizer Bergwinter. Das fördert das Verständnis füreinander sowie für Schweizer Tradition und Kultur. Es gibt übrigens auch gemeinsame Schneesportlager für deutsch- und französischsprachige Kinder oder für Kinder mit und ohne Behinderungen.
• Es schafft eine positive Verbindung, die Klassenkameradinnen und -kameraden, aber auch die Lehrpersonen in anderen Rollen zu erleben als in der Schule und mit ihnen auch mal eine Schneeballschlacht oder eine Schlittelabfahrt zu machen.
• Die Lehrpersonen machen solch einen tollen Job und haben immer weniger Zeit, Aktivitäten wie Lager zu organisieren. Sie dabei zu unterstützen, ist eine sehr gute Sache.
• Der grösste und wichtigste Anteil der Wintertouristen in den Schweizer Bergen kommt aus dem Inland. Menschen, die in jungen Jahren Zugang zum Wintersport finden, bleiben auch im Erwachsenenalter dabei. Die Kinder von heute sind unsere Wintertouristen von morgen.
Interesse nach wie vor gross
Im Winter 2023/24 haben wir 357 Schneesportlager mit 16'290 Teilnehmenden vermittelt. Für die anstehende Wintersaison deutet alles auf eine weitere Steigerung dieser Zahlen hin.
Das zeigt, wie gross das Interesse nach wie vor ist. Ich werde die Schneesportlager so lange unterstützen, wie es nur möglich ist. Keine mehr zu haben, wäre eine sehr traurige Vorstellung.
Zur Person: Fränzi Aufdenblatten (43) ist eine ehemalige Schweizer Skirennfahrerin (Abfahrt, Super-G, Riesenslalom). Die Walliserin gewann 14 Weltcuprennen und ist sechsfache Schweizermeisterin. Aufdenblatten ist Präsidentin von «GoSnow Schweizer Schneesportinitiative», einem Non-Profit-Verein zur Förderung des Schneesports.