Schüler nennen Lehrer beim Vornamen und bespucken sie

Beschimpft und bespuckt: Lehrer an einer Ostschweizer Schule klagen über eine Problemklasse. Künftig sollen Lehrer besser auf Konflikte vorbereitet werden.

Schule
An einer Ostschweizer Schule sorgt eine Problemklasse immer wieder für Zoff. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • An einer Ostschweizer Schule werden die Lehrpersonen von einer Problemklasse terrorisiert.
  • Schüler nennen ihre Lehrer regelmässig beim Vornamen und spucken ihnen vor die Füsse.
  • Die Hochschulen bieten darum Kurse an, um angehende Lehrpersonen darauf vorzubereiten.

Die Lehrpersonen werden bespuckt, beim Vornamen genannt und gar im Korridor bedrängt: Eine Oberstufenklasse an einer Ostschweizer Schule ist völlig ausser Rand und Band.

Der Klassenlehrer des Problemjahrgangs spricht von Beleidigungen, Streichen und Respektlosigkeiten gegen Lehrpersonen. Ein Beispiel: Ein Schüler gibt einer seiner Lehrerkolleginnen eine Arbeit auf Microsoft Teams ab. Dazu schreibt er: «Hey Claudia Kolleg, do hesch min Ufsatz.»

Gegenüber dem «St.Galler Tagblatt» beschreibt der Lehrer anonym zahlreiche weitere Vorfälle. Einmal hätten drei Teenager eine Lehrerin im Korridor an die Wand gedrängt. Einer sei ihr mit dem Gesicht immer näher gekommen und habe sie gefragt: «Warum haben Sie meine Eltern angerufen?»

Lehrer muss wegen Problem-Eltern zum Psychologen

Auf dem Pausenplatz würden die Lehrpersonen ständig beim Vornamen gerufen – oder ihnen wird vor die Füsse gespuckt. Während Corona habe es zudem angefangen, dass die Schüler hinter den Hygienemasken Geräusche von sich gaben. So sei es schwer, den Übeltäter zu finden.

Und auch die Eltern sorgen für Probleme: Als ein Vater die Strafeinträge seines Sohnes hätte unterschreiben sollen, hagelte es Kritik. «Mir wurde vorgeworfen, ich könne mich nicht durchsetzen und sei schuld am Verhalten des Sohnes», so der Lehrer.

Die Konflikte mit der Familie arteten zuletzt so aus, dass er sich psychologische Hilfe holen musste. «Wahrscheinlich hätte es sonst in einem Burn-out geendet.»

Gewalt soll Pflichtfach in Lehrer-Schulen werden

Die Ostschweizer Schule ist kein Einzelfall. Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Zwei von drei Schweizer Lehrpersonen wurden schon einmal Opfer von psychischer oder physischer Gewalt.

Lehrerverbands-Präsidentin Dagmar Rösler will das Problem jetzt mit einem Sechs-Punkte-Plan angehen. Punkt fünf dieses Plans fordert, dass das Thema Gewalt bereits in der Lehrerausbildung behandelt wird.

Haben Sie sich je überlegt, Lehrer zu werden?

Studierende sollen so auf eskalierende Konflikte vorbereitet werden. Teilweise haben die Schulen schon Elemente davon im Stundenplan aufgenommen. So zum Beispiel die Fachhochschule Nordwestschweiz, wie sie auf Anfrage schreibt.

Lehrer müssen mehr mit Eltern zusammenarbeiten

Gewalt dürfe an der Schule keinen Platz haben, sagt Bildungsforscherin Katharina Maag von der Universität Zürich. Lehrer müssen aber trotzdem gemeinsam Strategien gegen Gewalt entwickeln.

Im modernen Schweizer Schulsystem seien Lehrpersonen Teamplayer. «Die Zeit der Lehrer als Einzelkämpfer ist vorbei», sagt sie zu Nau.ch. Das heisst, dass die engere Zusammenarbeit gerade mit Eltern Teil des Berufsauftrags ist – das birgt oft viel Konfliktpotenzial.

Wichtig sei diese Zusammenarbeit trotzdem: «Das Hauptziel beider Seiten bleibt ja, das Kind zu fördern.»

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