Schweiz: Private jagen und überführen Pädophile im Netz
«Team Moore» ist seit einigen Monaten auch in der Schweiz aktiv: Das Bürgerkollektiv jagt Pädophile im Netz mit Kinderprofilen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Bürgerkollektiv macht im Internet seit einiger Zeit Jagd auf Pädokriminelle.
- Die Mitglieder von «Team Moore» erstellen dazu gefälschte Profile von Kindern.
- Auch hierzulande wurden schon zwei Männer bei den kantonalen Polizeien angezeigt.
«Team Moore» spürt im Internet Pädokriminelle auf, um die Polizei auf potenzielle Verdächtige aufmerksam zu machen. Dabei erstellen die Privaten gefälschte Profile von Kindern. Seit einigen Monaten ist das Bürgerkollektiv auch in der Schweiz aktiv, und zwar mit einer 40-Jährigen aus der Romandie.
In der Sendung «19h30» von RTS sagt die Frau, die mit Eileen (Name geändert) angegeben wird, dass sie rund 20 Stunden pro Woche für «Team Moore» aufwende. Konkret bedeutet dies, fiktive Details aus ihrem erfundenen Leben als 13-jähriges Mädchen zu posten. Und den vielen Männer zu antworten, die sie anschreiben.
«Ich war ein Pflegekind und wurde während dieses Pflegeverhältnisses Opfer eines sexuellen Übergriffs», sagt Eileen über ihre Beweggründe. Der Schutz von Kindern war der 40-Jährigen demnach schon immer ein Anliegen. Als sie dann ein Buch zu diesem Thema gelesen habe, sei ihr klar geworden, dass sie einen Teil zur Pädokriminalitäts-Bekämpfung beitragen wolle.
«Team Moore» besteht aus etwa 50 Personen
Das erwähnte Buch hat Neila Moore* geschrieben. Die Französin hat zusammen mit Steven Moore* das Kollektiv vor fünf Jahren gegründet. Neila sagt, dass Pädokriminalität zu wenig verfolgt werde, weil die Polizei nicht über ausreichende Mittel verfüge.
Die «Team Moore»-Gründerin widmet nach eigenen Aussagen einen grossen Teil ihrer Zeit dem Kollektiv. Sie überprüft unter anderem die Identität und den Strafregisterauszug jedes neuen Mitglieds und bildet die Personen auch aus.
Das Bürgerkollektiv besteht heute aus etwa 50 Personen, täglich erhalte man etwa zehn Bewerbungen. Doch die Fluktuation im Team sei hoch, sagt Neila und betont: «Es ist eine zeitraubende Tätigkeit. Mental ist es sehr belastend. Wir müssen schreckliche Dinge sehen.»
Der Erhalt von «Dick pics» – also Fotos von Penissen – gehöre zur Tagesordnung. Sie habe auch schon kinderpornografische Bilder und Videos erhalten, betont die Mutter und Reinigungskraft.
Pro Monat zwischen 10 und 18 Personen angezeigt
«Team Moore» teilt die Männer im Netz laut Aussagen der Gründerin in drei Kategorien ein: Die Perversen (sie reden sofort über Sex), Falsche Schutzengel (wollen Kinder manipulieren) – «Diese Gespräche können mehrere Monate dauern» – und: «Schliesslich gibt es noch Täter, die sich auch als Kinder ausgeben und eine kindliche Sprache verwenden.»
Pro Monat zeigt das Kollektiv laut Neila zwischen 10 und 18 Personen bei den zuständigen Behörden an. Ihre Meldungen haben bereits zu Dutzenden Verurteilungen geführt.
In der Schweiz hat das falsche Profil der Westschweizerin Eileen bis anhin zu zwei Fällen geführt, die den Behörden gemeldet wurden: Ein Basler hat pornografische Bilder verschickt, ein Waadtländer versuchte, sich mit ihr zu treffen.
Polizei: «Diese Leute könnten sich in Gefahr bringen»
Jean-Christophe Sauterel, Kommunikationschef der Waadtländer Polizei, sagt auf Anfrage von «RTS» zum Fall in seinem Kanton: «Dieser uns übermittelte Fall rechtfertigt eine Untersuchung, um eine mögliche kriminelle Aktivität festzustellen.»
Der Polizist räumt ein, dass das übermittelte Dossier von Eileen zwar von guter Qualität sei, er misstraut aber solchen Bürgerkollektiven. «Diese Arbeit ist ausschliesslich der Polizei vorbehalten, auch könnten sich diese Leute damit in Gefahr bringen und vor allem Straftaten begehen.»
*Namen der Redaktion bekannt