Schweizer Armee

Schweizer Armee schreitet nach Päckli-Aufruf von Soldat ein

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Zürich,

Ein Zürcher Soldat ruft auf Tiktok zur Päckli-Lawine auf: «Lasst es eskalieren!» Der TV-Show-Gewinner hat Tausende Follower. Die Schweizer Armee schreitet ein.

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Joel Mattli ruft zur grossen Päckli-Flut auf. - Tiktok / @joelmattli

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Joel Mattli gewann einst die TV-Show «Ninja Warrior».
  • Nun ist er im WK – und ruft auf Social Media seine Tausenden Follower zur Päckli-Flut auf.
  • Er bekommt nicht nur Essen, sondern auch Sex-Toys geschickt.
  • Während sich seine Kameraden über den «Zwipf» freuten, fand es die Armee weniger lustig.
  • Das entspreche nämlich «nicht dem Grundgedanken der militärischen Portofreiheit».

«Es ist mein letzter WK, wir brauchen eure Hilfe! Päckli könnt ihr gratis schicken. Taggt coole Brands, die uns etwas schicken sollen und schickt auch selbst was. Ganz egal, lasst es einfach eskalieren!»

Der Zürcher Soldat Joel Mattli rief vor neun Tagen auf Tiktok zur grossen Paket-Flut auf. Fast 6000 Follower (auf Instagram über 120'000) folgen dem einstigen TV-Show-Gewinner. Bei «Ninja Warrior Austria» räumte er vor zwei Jahren 88'888 Euro ab.

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Zwei Jahre vor seinem letzten Dienst bei der Schweizer Armee gewann Joel Mattli die TV-Show «Ninja Warrior Austria». - Instagram

Der «Eskalations»-Aufruf zeigt Wirkung – der Feld-Pöstler hat fleissig zu tun. Fast täglich lädt Mattli auf Tiktok neue Paket-Beweise hoch.

Zugesandt bekommen hat Fitness-Fan Mattli etwa Lebensmittel wie Protein-Riegel und Vitamin-Wasser. «Unser ‹Zwipf› ist dank den vielen Päcklein definitiv next Level!», erzählt der 30-Jährige bei Nau.ch.

Zu den Highlights habe auch ein Päckli mit Deo, Zahnpasta, Schuheinlagen, Snacks und dem «herzige Brief» einer Familie gehört.

In den Zusendungen seien auch Snus und Vapes gewesen, die der begeisterte Sportler dann an die Truppe verteilte. «Es kamen auch Bettelbriefe vom Roten Kreuz und so weiter. Das war etwa so unnötig wie ein Brief, der mit einem gebrauchten Kaugummi verklebt war ...»

Sex-Spielzeuge für die Soldaten

Den Vogel abgeschossen hat aber der Online-Sex-Shop «Amorana» ...

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Amorana schickt dem Züricher Soldat ein Sex-Spielzeug-Paket. - Tiktok / @joelmattli

In Mattlis Worten habe er nämlich zahlreiche «Mini-Masturbateure» ins Militär geschickt. Auch seine Kameraden sollen etwas davon haben. «Da darf sich jeder was aussuchen und nach Hause nehmen, wenn er will.»

Tamara, die Marketing-Assistentin und Sextoy-Beraterin von Amorana, präzisiert. «Joel hat uns gesagt, sie seien zehn Soldaten. Also haben wir ihm einen Toy-Bag mit rund zehn Toys geschickt.» Nebst Gleitmittel habe man auch einen Silikon-Sleeve zum Masturbieren reingelegt.

Soldat Mattli stoppt Päckli-Forderungen: «Es gab Beschwerden»

Der Paket-Aufruf war für Mattli und seine Militär-Gspänli also ein voller Erfolg. Etwas anders sieht es die Schweizer Armee.

«Es gab Beschwerden», sagt Mattli später zu Nau.ch und stoppt deshalb den Päckli-Flut-Aufruf. «Es dürfen keine neuen Pakete mehr gesendet werden.»

Hast du Militärdienst geleistet?

Gegen «Fresspäckli» sei grundsätzlich nichts einzuwenden, heisst es von der Schweizer Armee. Aber: «Aufrufe wie im Video genannten Umfang entsprechen nicht dem Grundgedanken der militärischen Portofreiheit», stellt Armeesprecher Mathias Volken klar.

Die Pakete sollen den Angehörigen der Armee während ihres Militärdienstes nämlich lediglich eine «minimale Grundversorgung» ermöglichen.

Die Regel sei, dass Dienstleistende Briefe und Pakete bis zu fünf Kilo empfangen dürfen. «Dabei handelt es sich um Sendungen, welche persönliche Angelegenheiten des AdA (Angehöriger der Armee, Anmerkung d. Redaktion) betreffen. Oder zu seinem privaten Gebrauch bestimmt und während des Militärdiensts relevant sind.»

In anderen Worten: Eine Kiste voller Sex-Toys sollte eher weniger bestellt oder geschickt werden.

Die militärischen Vorgesetzten hätten mit ihm das Gespräch «über die Sinnhaftigkeit eines solchen Appells» gesucht, so die Armee.

Das dürfen Influencer in der Schweizer Armee – und das nicht

Mattli ist beruflich auch «Content Creator», nimmt seine Follower täglich mit in die «grünen Ferien». Videos aus der Armee zu veröffentlichen, ist grundsätzlich erlaubt, so Volken. «Sofern Armeeangehörige die Geheimhaltungsvorschriften nicht verletzen und die Reputation der Armee nicht gefährden.»

Joel Mattli Schweizer Armee
Joel Mattli ist durch die TV-Show «Ninja Warrior» bekannt geworden. Der Zürcher treibt jeden Tag Sport. - SRF Gesichter und Geschichten

Damit Soldaten verantwortungsbewusst mit Social Media umgehen, werden diese extra geschult. «In den allermeisten Fällen posten die Angehörigen der Armee kreative Beiträge im Rahmen der erwähnten Grenzen. Die militärischen Vorgesetzten mussten in den vergangenen Jahren nur in wenigen Einzelfällen eingreifen.»

Im Corona-Jahr 2020 wurden 420'000 Pakete ins Militär geschickt

Übrigens: Ausgeliefert werden Pakete von den beiden Dienstleistern der Armee, Post und Feldpost. Im Gegensatz zur Armee nimmt der Gelbe Riese den Aufruf des TV-Show-Gewinners locker.

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Letztes Jahr wurden 170'000 Päckli an Angehörige der Schweizer Armee zugestellt. - Keystone

Wie die Post auf Anfrage schreibt, werden in der Schweiz jeden Tag zwischen 600'000 bis 900'000 Pakete sortiert und transportiert. «Die Post ist auf kurzzeitige regionale Mengenschwankungen vorbereitet.» Ein solcher Aufruf bedeute eher einen «Mehraufwand für die Feldpost und die Truppe vor Ort».

Im letzten Jahr stellte die Post 170'000 Päckli an Angehörige der Armee zu. 2022 waren es 225'000. Im Corona-Jahr 2020 gar 420'000.

Kommentare

User #5417 (nicht angemeldet)

Früher durfte man nicht einmal ein foto von sich in Uniform veröffentlichen sonst drohte militärgefängniss und heutzutage muss man alles öffnen und solch peinlichen Aktionen gut heißen dass überhaupt noch wer ins militär geht von den jugendlichen

User #1016 (nicht angemeldet)

Wenn jemand sowas lustig oder scherzhaft findet, tut mir diese Person(en) nur leid. Das hat mit Jux oder Scherz überhaupt nichts zu tun. Es ist weder Ökologisch noch hat es in keiner weise irgend einen Sinn. Wenn solche Bescheidenheit heutzutage Anhänger findet, na dann schöne Zukunft...

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