Schweizer Klima-Aktivist: So hart wars im Knast
Nicolas Presti ist der erste Schweizer Klima-Aktivist, der eine Gefängnisstrafe abgesessen hat. Nun spricht er im Fernsehen über seine Erfahrungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Klima-Aktivist Nicolas Presti ist nach einer 2-monatigen Gefängnisstrafe wieder frei.
- Der Mitgründer von "Renovate Switzerland" spricht in einem Bericht über seine Erfahrungen.
- Der Waadtländer erklärt auch, warum sich der Gefängnisaufenthalt "gelohnt" habe.
Nicolas Presti ist nach zwei Monaten wieder auf freiem Fuss. Er zeigt sich in einem Bericht von «Schweiz aktuell» vom Montagabend «froh» darüber. «Das Gefängnis ist hart, es ist kalt und starr. Es war keine einfache Erfahrung», sagt der Mitgründer von «Renovate Switzerland».
Presti ist der erste Klima-Aktivist der Schweiz, der eine Gefängnisstrafe absitzen musste. Wobei, eigentlich stimmt müssen nicht ganz. Er wollte es so. Verschiedenen Alternativen zur Haft hatte er nämlich ausgeschlagen.
Es habe sich gelohnt, sagt der Waadtländer. Die Arbeit auf dem Bauernhof, die er während der Haft machen musste, habe ihm gefallen – und auch die Medienaufmerksamkeit. Er wollte nämlich zeigen, dass seine Strafe nicht richtig sei.
«Ich habe das Gefängnis nicht ausgesucht, aber akzeptiert. Mein Ziel war es diesen Mechanismus der Justiz ans Licht zu bringen. Dieser Mechanismus, der entscheidet, dass man fürs Klima, wenn man nicht zahlt, ins Gefängnis kommt.»
Nicolas Presti weigerte sich eine Ordnungsbusse zu zahlen
Doch was hatte Nicolas Presti eigentlich verbrochen? Der Waadtländer erhielt laut dem Bericht eine Ordnungsbusse für indirekte Sachbeschädigung. Er hatte gefilmt, wie Klimabericht-Seiten an die Wand des Waadtländer Regierungssitzes geklebt wurde. Presti sollte 1800 Franken zahlen.
Die Ordnungsbusse hatte er aber anders als seine Mitstreiter nicht angefochten. Am 12. Dezember trat er schliesslich seine Gefängnisstrafe an, da er die Busse nicht bezahlen wollte. Er hätte andere Möglichkeiten gehabt, um seine Strafe abzumildern, diese aber ausgeschlagen.
Der Leiter der Kommunikation Strafvollzuganstalten VD, Marc Bertolazzi, sagt im Bericht von «Schweiz aktuell»: «Er hätte etwa eine elektronische Fussfessel tragen, oder gemeinnützige Arbeit leisten können.»
Es gebe auch die «Hauptgefangenschaft, bei der man im Gefängnis schlafen müsse, aber am Tag über arbeiten gehen könne. «Er hatte sich aber gegen unsere Vorschläge entschieden – das akzeptieren wir.«
Aktivisten schlachten Gefängnisaufenthalt medial aus
Der Gefängnisaufenthalt von Nicolas Presti scheint ein neues Mittel der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten zu sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Seine Gruppierung «Renovate Switzerland» versucht die Aktion medial auszuschlachten.
So wurden zwischen Dezember und Januar etwa langsame Märsche durch verschiedene Westschweizer Innenstädte durchgeführt. Dabei hielten sie Bilder von Nicolas in die Höhe und forderten teilweise gar seine Freilassung.
Dylan Pouilly, Mediensprecher der Organisation, erklärt: «Wir brauche in Anführungszeichen die Situation von Nicola um an den Klimanotstand zu erinnern. Es ist Dringendes handeln gefordert.»
Beste Zeiten der Klima-Bewegung vorbei?
Die Zeiten, in der die Klima-Bewegung tausende Menschen auf die Strasse zog, sind vorbei. Das weiss auch Nicolas Presti. Er erwähnt aber, dass die Klimaerwärmung «auf der anderen Seite» gemäss offiziellen Zahlen eine der Hauptsorgen der Menschen sei.
«Wir kommen schon vorwärts, auch wenn wir noch nicht am Ziel sind», betont Presti und fügt hinzu: «Ich bin ins Gefängnis gegangen um zu zeigen, dass wir weiterkämpfen müssen.»
Er glaube auch, dass wenige Leute grosse Veränderungen bewirken könnten, so der Waadtländer. Presti erwähnt ausserdem, dass seine Aktionen eine Art von «Verzweiflungstaten» seien, da er sich von der Regierung nicht geschützt fühle.