Schweizer Oktoberfeste halten an «Ausländer raus»-Song fest

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Zürich,

Das Münchner Oktoberfest verbannt den Song «L’amour toujours» nach dem Rassismus-Vorfall auf Sylt von der Wiesn. Anders sieht es in Schweizer Festhütten aus.

Sylt
In der Schweiz wollen die Oktoberfeste trotz dem Rassismus-Eklat auf Sylt am Song festhalten, zudem «Ausländer raus» gegrölt wurde. (Archivbild) - X

Das Wichtigste in Kürze

  • Party-Gäste auf Sylt verwandeln den Hit «L’amour toujours» zur Rechtsextremen-Hymne.
  • Das Oktoberfest in München verbannt das Lied daraufhin von der diesjährigen Durchführung.
  • In der Schweiz wird es in den Festzelten weiterhin ertönen.

Es ist ein Party-Klassiker, das Lied «L’amour toujours» von Gigi D'Agostino. Vor rund zwei Wochen wurde der Hit allerdings in ein anderes Licht gerückt.

Party-Gäste auf Sylt grölten zur Melodie des Songs rechtsextreme Parolen wie «Ausländer raus» und «Deutschland den Deutschen». Ein Video davon ging viral – und sorgte über die Landesgrenze hinaus für Entsetzen.

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Rot eingekreist: der Mann, der auf Sylt Hitlergesten macht. - Instagram/pony_kampen

Das Oktoberfest in München reagierte prompt und entschied sich, «L’amour toujours» dieses Jahr aus den Festzelten zu verbannen. «Auf der Wiesn hat so etwas natürlich überhaupt nichts zu suchen», sagte Chef Clemens Baumgärtner.

Und wie sieht es in der Schweiz aus?

Hierzulande wird der Party-Hit vielerorts weiterhin zu hören sein. Man mache sich aktuell noch keine Gedanken darüber, das Lied aus der Playlist zu streichen. Das sagt Michel Baumann vom Oktoberfest Thun auf Anfrage.

Oktoberfest
Wer «L'amour toujours» hören will, ist beim Oktoberfest in München an der falschen Adresse. - keystone

«Im Moment wird in Deutschland alles auf die Goldwaage gelegt.» Das Oktoberfest in München habe den Entschluss wohl gefällt, um sich nicht angreifbar zu machen. «Bei Layla war das auch so ein Hype – für ungefähr vier Wochen», meint Baumann.

Der Entscheid, den Song zu spielen, liege bei der Band. Baumann merkt an: «Natürlich nach Rücksprache mit uns, falls es bis dann noch ein Thema sein sollte.»

«Musik nicht für Missbrauch verantwortlich machen»

Ähnlich argumentiert Selina Pichler von der «Wiesn Events GmbH». Die Firma organisiert das Oktoberfest Baden, das Oktoberfest Züri-Oberland und das Zofinger Oktoberfest.

Man könne den Entschluss in München verstehen. Es sei wichtig, sich von extremistischen Gruppierungen und deren Symbole zu distanzieren, stellt Pichler klar.

«Dennoch sind wir der Meinung, dass die Musik selbst nicht für den Missbrauch durch bestimmte Gruppierungen verantwortlich gemacht werden sollte. Sondern die handelnden Personen», meint Pichler. Derzeit habe man darum nicht vor, «L’amour toujours» aus der Playlist zu streichen.

Die DJs hätte eine gewisse Freiheit bei der Musikauswahl. Pichler: «Jedoch stehen sie auch in engem Austausch mit uns. Wir werden sie sensibilisieren und darauf hinweisen, wachsam zu sein, um den Kontext zu berücksichtigen.»

Bei der Musik handle es sich um Kreationen von Menschen, sagt Thomas Ritter von der Pressestelle der «Züri-Wiesn». «Jede, die ursprünglich für einen positiven Zweck erschaffen wurde, lässt sich nach Belieben für negative Zwecke missbrauchen.» Das könne nicht verhindert werden.

Gefällt dir das Lied «L'Amour toujours»?

Mit solchen Verboten setze man ein falsches Zeichen, es schade nämlich in erster Linie dem Künstler. Das Thema sei zu sensibel, um nur aus einem Blickwinkel betrachtet zu werden. Ritter: «Ob der Song auf der Züri-Wiesn gespielt werden darf, überlassen wir einem entscheidenden Gremium.»

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