Schweizer Polizeikorps üben Zurückhaltung bei Einsatz von Bodycams
Die US-Demokraten fordern nach dem Tod von Georg Floyd einen flächendeckenden Einsatz von sogenannten Bodycams. In der Schweiz ist die Polizei zurückhaltend.
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA könnte bald eine Bodycam-Pflicht für Polizisten kommen.
- Auch in der Schweiz sind die Körperkameras immer wieder ein Thema.
- Doch von den Polizeikorps kommt Widerstand.
Nach dem Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz haben die US-Demokraten im Kongress einen Gesetzesentwurf gegen Polizeigewalt vorgestellt.
Unter anderem sieht der Entwurf eine vereinfachte Strafverfolgung von Polizisten und den flächendeckenden Einsatz von sogenannten Bodycams vor. Damit wollen die Demokraten die Polizeigewalt reduzieren.
Die kleinen Körperkameras könnten Fehlverhalten von Polizisten dokumentieren, diese aber auch vor Übergriffen schützen. Deutschland beispielsweise testet die Bodycams bereits in mehreren Bundesländern.
Stadtpolizei Zürich setzt ebenfalls auf Bodycams
Auch in der Schweiz ist der Einsatz von Bodycams immer wieder ein Thema. Bislang hat jedoch nur die Stadtpolizei Zürich den Einsatz der Kameras befürwortet. Dort geht es jedoch eher um die Deeskalation und den Schutz der Beamten als um eine Kontrolle ihrer Arbeit.
Eine Studie des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention der ZHAW im 2018 ergab, dass die meisten Polizisten einen Einsatz von Bodycams befürworten. Sie erhoffen sich davon eine deeskalierende Wirkung und eine zuverlässige Sicherung von Beweismitteln. Doch zeigten sich auch viele Beamte besorgt, die Kameras könnten der Kontrolle ihrer Arbeit durch Vorgesetzte dienen.
Andere Polizeikorps dagegen
Der Verband der Schweizerischen Polizeibeamten (VSPB) bläst ins selbe Horn. Der Verband schreibt auf seiner Webseite: «Bodycams können das Wohlbefinden sowie die psychische Gesundheit und somit die Effizienz des Personals beeinträchtigen.» Solange keine wissenschaftlich eindeutigen Ergebnisse vorliegen, sei der VSPB gegen die Einführung solcher Kameras.
Auch bei verschiedenen Polizeikorps reagiert man zurückhaltend. «Wir beobachten laufend die Entwicklungen, sowie Tests und Erfahrungen von anderen Korps», heisst es bei der Kantonspolizei Bern auf Anfrage. Doch für den permanenten Einsatz von Aufnahmegeräten bestehe im Kanton Bern keine ausreichende gesetzliche Grundlage.
Der Kanton Graubünden hat als erster Kanton die rechtlichen Grundlagen für einen Einsatz der Kameras geschaffen. Dennoch sei in mittelfristiger Zukunft keine Anschaffung geplant, wie die Kantonspolizei gegenüber Nau.ch erklärt. Man beobachte aber die Entwicklung.