Schweizer sind wegen Klimawandel heiss auf Öko-Urnen
Die Klima-Diskussion erreicht zunehmend alle Bereiche des Lebens. Sogar den nach dem Tode - ökologische Bestattungen sind immer mehr gefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Paris sind Öko-Bestattungen gefragter denn je.
- Auch in der Schweiz wirkt sich das Klima-Bewusstsein auf Beerdigungen aus.
- Besonders bei Urnen steigt die Nachfrage nach ökologischen Varianten.
Umweltfreundlich und dann noch günstiger. In der französischen Hauptstadt Paris boomen Öko-Bestattungen. Die Verstorbenen werden zunehmend in Särgen aus Karton oder einheimischem Holz begraben und umweltfreundlicher behandelt. Das soll sogar günstiger sein!
Auch in der Schweiz steigt die Nachfrage nach einer umweltfreundlichen, letzten Ruhe.
Urnen aus Natur-Materialien boomen
Das Umwelt-Bewusstsein zu spüren kriegt beispielsweise Urs Gerber, einer der grössten Schweizer Sarg- und Urnenhersteller. Doch im Gegensatz zu den Franzosen «produzieren wir unsere Särge seit jeher aus heimischem Holz.» Besonders Weichhölzer wie Tanne oder Fichte seien beliebt.
Zudem erkennt er einen Unterschied in der Verarbeitung: «Im Ausland sind Särge oft aufwendig gestaltet oder lackiert. Hierzulande verwenden wir stattdessen meistens schlichte Formen und biologisch unbedenkliche Impregnierungsstoffe.»
Die grösste Veränderung stellt Gerber jedoch bei den Urnen fest. «Früher waren Urnen meist aus Metall, Kupfer oder hartgebranntem Ton. Seit einiger Zeit bestellen Kunden aber immer öfters weichgebrannte Ton-Urnen oder solche aus Natur-Materialien. Urnen sind etwas sehr individuelles».
Öko-Beerdigungen nur Geld-Macherei?
Skeptischer ist Philip Messer, Präsident des Schweizerischen Verbands der Bestattungsdienste. Für ihn sind ökologische Bestattungen der falsche Ansatz. «Beim Klimawandel gibt es sicher andere Bereiche, wie beispielsweise der Verkehr, die Industrie oder der Tourismus, wo dringenderer Handlungsbedarf besteht.»
Zudem vermutet Messer dahinter primär eine Marketingaktion der französischen Unternehmen. «Mir sind keinerlei verlässlicher Daten bekannt, welche beispielsweise den CO2-Ausstoss von Einäscherungsinstallationen berechnen.»