Schweizer sparen bald bei Reisen, Freizeit und Restaurant
Unter der Teuerung leiden Konsumierende und daher auch das Gewerbe. Dabei werden die schon von Corona gebeutelten Branchen am stärksten leiden, so ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der Inflation und hohen Energiepreisen nimmt die Kaufkraft der Bevölkerung ab.
- Ökonomen erwarten, dass diese dann vor allem auf Freizeitaktivitäten verzichten wird.
- Heisst: Es wird weniger auswärts gegessen – und die Shopping-Meilen bleiben leer.
Kaum hat sich die Wirtschaft vom Coronavirus erholt, kommt schon die nächste Krise. Zwar wurden ein Strommangel und eine Inflation schon prognostiziert – der Ukraine-Krieg hat beides aber noch angekurbelt.
Um der Inflation entgegenzuwirken, erhöhen Zentralbanken rund um den Globus ihre Leitzinsen. Teils so stark, dass Ökonomen – wie jene bei der Zürcher Kantonalbank – für den Winter bereits wieder eine Rezession voraussagen; also einen Abschwung der Wirtschaft. Dafür würden «die miserable Konsumentenstimmung» und hohe Energiepreise sprechen.
Können sich die Konsumenten also immer weniger leisten? Tatsächlich dürfte die Kaufkraft abnehmen, erklärt David Marmet, Schweizer Chefökonom der Zürcher Kantonalbank (ZKB) bei Nau.ch. Herr und Frau Schweizer können sich für ihr Geld also immer weniger leisten.
«Wir rechnen für 2022 insgesamt mit einer Inflation von 3,1 Prozent», so Marmet. «Die Löhne sind in diesem Jahr – gemäss Bundesamt für Statistik – nicht gestiegen.» Heisst: Höhere Preise, gleich viel Budget.
Dies führe typischerweise dazu, dass die Menschen weniger konsumieren. «Es ist zu erwarten, dass gewisse Freizeitaktivitäten, Ferienreisen, auswärtige Mahlzeiten und Co. zurückgefahren werden.»
Am stärksten bekommen dies «Branchen, die bereits in der Pandemie gebeutelt wurden», zu spüren, erklärt Marmet. Sowohl für das Gastgewerbe als auch die Reisebranche sieht die Zukunft also nicht rosig aus.
Umfrage: Konsumierende wollen weniger Geld ausgeben
Auch die Konsumierenden selbst würden «ihre eigene finanzielle Lage derzeit sehr negativ» beurteilen, meint der Ökonom. Das zeigt auch eine Umfrage des Konsumgüter-Beratungsunternehmens GfK vom Mai 2022.
Das Fazit: Rund ein Zehntel der Befragten wollte in den meisten Güterkategorien, Lebensmittel ausgenommen, weniger ausgeben. «Andererseits hat es auch Konsumenten, die denken, dass sie mehr ausgeben werden», so die Autoren der Umfrage.
Der Grossteil der Befragten habe jedoch im Mai noch gesagt, dass sie weder mehr noch weniger ausgeben werden.
Auf der Seite der Politik gibt es verschiedene Vorschläge, wie die Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer gestärkt werden könnte. Der Bundesrat sieht jedoch keinen Handlungsbedarf. Die Inflation sei hierzulande weniger hoch als in anderen Ländern, wie etwa in EU-Mitgliedsstaaten.