Schweizerinnen und Schweizer gespalten im Nahost-Konflikt
Die Lage im Gaza-Streifen ist immernoch verheerend. In der Schweiz spalten sich jedoch die Meinungen.
Die Schweizerinnen und Schweizer sind gemäss einer Umfrage bei der Frage nach der Verantwortung im aktuellen Nahost-Konflikt gespalten. Deutliche Zustimmung gibt es hingegen zum Selbstverteidigungsrecht Israels, zur Einstellung der Hilfsgelder und zu einem Verbot der Hamas – aber auch zu einem humanitären Waffenstillstand.
In der am Freitag veröffentlichten Sotomo-Studie im Auftrag des «Blick» sehen 40 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer die Verantwortung im aktuellen Nahost-Konflikt klar oder eher auf der palästinensischen Seite, 33 Prozent auf der israelischen.
Rund ein Viertel oder 27 Prozent sehen beide Seiten gleich verantwortlich.
Gaza: Schweizer grösstenteils für Unterstützung Israels
Deutlich ist die Befürwortung des Selbstverteidigungsrechts Israels: So stimmen 72 Prozent der Aussage zu, dass Israel bestimmt oder eher das Recht habe, die Hamas im Gazastreifen mit kriegerischen Mitteln zu bekämpfen. Lediglich 28 Prozent sind dagegen. Gleichzeitig befinden 58 Prozent die Schweizer Zustimmung zur Uno-Resolution für einen humanitären Waffenstillstand als richtig oder eher richtig, 36 als falsch oder eher falsch.
Rund zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) sind der Meinung, die Auszahlung der Schweizer Hilfsgelder für die Palästinensergebiete müssten vorläufig eingestellt werden. Auf der anderen Seiten sind 84 Prozent der Befragten der Meinung, die Palästinenserinnen und Palästinenser hätten ein Anrecht auf einen eigenen Staat.
Auch bei den Sympathien für die involvierten Personengruppen gehen die Meinungen auseinander: So hegt eine knappe Mehrheit von 52 Prozent sehr positive oder positive Gefühle für die Bevölkerung in Israel, nur 24 Prozent betrachten die Israelis sehr negativ oder negativ. 24 Prozent liegen dazwischen.
Gleichzeitig erlebt auch die Bevölkerung im Gazastreifen Unterstützung: 45 Prozent empfinden ihr gegenüber positive oder eher positive Gefühle, 30 Prozent negative oder eher negative und ein Viertel ist unentschieden.
Klarer ist die Meinungsbildung in Bezug auf die Machthaber und den extremen Gruppierungen auf beiden Seiten: So sind 62 Prozent gegenüber der israelischen Regierung negativ oder eher negativ eingestellt und nur gerade 18 Prozent positiv oder eher positiv. Auch die Siedler im Westjordanland geniessen wenig Sympathien: 66 Prozent der Befragten haben ihnen gegenüber sehr negative oder negative Gefühle, 15 Prozent positive oder eher positive.
Noch deutlicher ist die Ablehnung der im Gazastreifen herrschenden Hamas: So sind 92 Prozent ihnen gegenüber negativ oder eher negativ eingestellt, nur gerade 3 Prozent hegen Sympathien für die Organisation. Entsprechend sprechen sich 80 Prozent für ein Verbot der Hamas in der Schweiz aus. 70 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot von Demonstrationen in der Schweiz, an denen mit antisemitischen Parolen zu rechnen ist.
Schweizer fühlen sich eingeschränkt
Ausserdem glaubt über die Hälfte der Befragten, sie könne ihre Meinung zum Nahost-Krieg in der Schweiz nicht mehr frei äussern: 33 Prozent gaben an, Kritik an Israel sei nicht mehr möglich, 18 Prozent glauben, Kritik an Palästina könne nicht geäussert werden. 7 Prozent gaben an, sie wüssten es nicht.
Das Meinungsforschungsinstitut Sotomo befragte vom 10. bis am 15 November via «blick.ch» 16'157 Stimmberechtigte in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Das sogenannte Konfidenzintervall beträgt +/- 2,6 Prozentpunkte.