In der Schweiz ist die Arbeitslosenquote auf einem rekordtiefen Niveau. Gleichzeitig besteht ein Fachkräftemangel, den auch die Zuwanderung nicht beheben kann.
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Die Personalbeschaffung ist in der Schweiz noch immer schwierig. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz ist die Arbeitslosenquote so tief wie zuletzt vor 20 Jahren.
  • Dennoch fehlt vielen Firmen ausreichend Personal.
  • Dieses Defizit kann nicht einmal durch die Zuwanderung behoben werden.
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Der Schweizer Arbeitsmarkt steckt derzeit in einem Dilemma: Er läuft heiss und trotzdem herrscht Fachkräftemangel. Dieses Bild zeichnen Daten, welche vom Staatssekretariat für Wirtschaft zur Arbeitslosigkeit erhoben wurde. Die Quote präsentiert sich so gut wie zuletzt vor 20 Jahren.

In der Schweiz waren Ende Juni noch 92'511 Menschen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Dies teilte das Seco am Donnerstag mit. Das waren 5493 weniger als im Mai und die Zahl verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um fast 40'000.

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In der Schweiz herrscht derzeit Fachkräftemangel. - keystone

Die gute Lage am Arbeitsmarkt lässt sich auch an der Arbeitslosenquote ablesen. Diese sank aufgrund des saisonalen Effekts im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent. In wärmeren Monaten werden etwa auf dem Bau mehr Menschen beschäftigt. Saisonbereinigt verharrte die Quote wie von Ökonomen erwartet auf 2,2 Prozent.

Arbeitsmarkt entwickelt sich trotz Fachkräftemangel gut

Der Arbeitsmarkt entwickle sich sehr gut, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. «Zuletzt haben wir in absoluten Zahlen im Juni 2002 eine so tiefe Arbeitslosigkeit registriert.» Die Arbeitslosenquote lag letztmals im November 2001 bei 2 Prozent oder tiefer.

Dabei zeigt sich laut Zürcher über alle Branchen, Regionen und Altersgruppen hinweg ein positives Bild. Saisonal bedingt sei die Arbeitslosigkeit etwa auf dem Bau und im Gastgewerbe sowie in Tourismuskantonen wie Graubünden oder Wallis zurückgegangen. Aber auch in Zürich, Bern, der Waadt oder in Genf seien die Zahlen zurückgegangen.

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Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist tief. (Symbolbild) - keystone

«Der Arbeitsmarkt läuft heiss, aber wir stellen keine Überhitzung fest», betonte Zürcher sogleich. Er geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende aus saisonalen Gründen ansteigen wird. Die Ökonomen des Seco rechnen in ihren Prognosen für 2022 im Jahresdurchschnitt mit einer Quote von 2,1 Prozent. Gefolgt von 2,0 Prozent im Jahr 2023.

Das für Arbeitnehmende günstige Umfeld zeigt sich auch in der Zahl der Stellensuchenden. Diese ist im Berichtsmonat Juni um 6512 auf 168'944 weiter zurückgegangen. Vor Jahresfrist hatten laut Seco-Statistik noch mehr als 225'000 Personen einen Job gesucht. Die bei den RAV als offen gemeldeten Stellen erhöhten sich derweil um 694 auf 71'742.

«Fachkräftemangel in allen Branchen ein Thema»

Die gegenläufige Entwicklung bei Stellensuchenden und Jobangeboten ist Indiz dafür, dass es für Firmen schwieriger wird, offene Stellen zu besetzen. Dieses Problem hatte zuletzt auch der Schweizerische Arbeitgeberverband thematisiert. «Der Fachkräftemangel ist in allen Branchen zugleich ein Thema», sagte Zürcher. Das sei in dieser Form noch nie vorgekommen.

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Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). - Keystone

Dagegen ist Kurzarbeit kaum mehr ein Thema: Im April – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren nur noch 6867 Personen von Kurzarbeit betroffen. Im März waren es noch 15'200 Personen. Die Zahl der Firmen in Kurzarbeit ging um 2313 Einheiten auf 1177 zurück. Laut Zürcher dürften die Werte weiter sinken.

Boris Zürcher datierte auch die Zahlen zu den Ukraine-Flüchtlingen auf, die in der Schweiz nach Arbeit suchen. Ende Juni waren 1441 Ukrainerinnen und Ukrainer auf den RAV gemeldet gewesen, gut 260 mehr als im Mai. Rund die Hälfte davon suchen nach Anstellungen mit höheren Qualifikationen, etwa 15 Prozent bewerben sich für Hilfsarbeiterjobs.

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