Scientology bildet in Zürich KV-Lernende aus

Milena Zürcher
Milena Zürcher

Zürich,

Mit einem Social-Media-Post wirbt Scientology in Zürich für eine KV-Lehrstelle. Die Fachstelle Infosekta und der kaufmännische Verband sind alarmiert.

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In der Zürcher Scientology Gemeinschaft werden KV-Lernende angeworben. - Instagram/@scientology_zurich

Das Wichtigste in Kürze

  • Scientology bildet in Zürich KV-Lernende aus.
  • In einem Social-Media-Post wirbt die umstrittene Gemeinschaft für die Lehrstelle.
  • Die Fachstelle Infosekta und der kaufmännische Verband zeigen sich besorgt.

Anfang August machten Zehntausende Jugendliche die ersten Schritte ins Berufsleben und begannen eine Lehre. Viele Arbeitgeber warben auf Social Media um die Schulabgänger – so auch Scientology: Die umstrittene religiöse Gemeinschaft bietet offene Stellen für KV-Lernende an.

In einem auf Facebook und Instagram veröffentlichten Clip wirbt ein junger Mann für seinen Lehrbetrieb. «Hoi zäme, ich bin ein KV-Lehrling aus der Scientology-Kirche in Zürich», sagt er in die Kamera.

«Ich finde es megacool da. Wir haben megaviele junge Leute», sagt er weiter. «Gleichzeitig ist es recht flexibel, sehr spontan, und ja, wir haben ein cooles Umfeld.»

Der 22-Jährige wollte ursprünglich Grafiker lernen, habe aber keine Stelle gefunden, wie er gegenüber der «NZZ» sagt. Schliesslich entdeckte er ein Inserat von Scientology und bewarb sich. «Ich ‹glaube› nicht an Scientology. Aber sie hat positive Aspekte und ich eigne mir an, was mir davon passt», sagt er weiter.

Risiko der Beeinflussung

Die Fachstelle Infosekta teilt das Video ebenfalls – mit einer Warnung. Es sei problematisch, wenn eine umstrittene Organisation eine Ausbildung in einem sehr beliebten Berufsbereich anbiete.

Gegenüber der Zeitung sagt Susanne Schaaf: «Es besteht das Risiko, dass das Lehrstellenangebot von Scientology dazu genutzt wird, den jungen Menschen die Ideologie näherzubringen und sie vielleicht später als Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen zu gewinnen.»

Scientology
Jürg Stettler ist Präsident der Scientology Kirche Zürich. - Keystone

Auch beim Kaufmännischen Verband zeigt man sich besorgt über diese Lehrstelle. Lernende seien meist jung und so auch besonders vulnerabel, sagt Kathrin Ziltener gegenüber der «NZZ». «Es ist deshalb wichtig, dass sie ihre Lehre in einem Betrieb machen, wo sie nicht tendenziösen Haltungen beeinflusst werden.»

Jürg Stettler, Präsident der Scientology-Kirche Zürich, sieht in der Kritik eine künstliche Kontroverse. Es habe Anfragen von Mitgliedern gegeben, erklärt er gegenüber der Zeitung. Daraufhin habe man die Möglichkeiten geprüft und eine Bewilligung eingeholt.

Waren Sie mal Mitglied von Scientology?

Die umstrittene Glaubensgemeinschaft entstand in den 1950er Jahren in den USA. Ihr Ziel ist es, durch Kurse und Trainings den perfekt funktionierenden Menschen zu erschaffen. In der Schweiz ist sie als religiöse Gemeinschaft anerkannt. In Deutschland steht Scientology unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

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