Zeugen Jehovas

Zeugen Jehovas werben mit farbigem Stein in der Aare

Annina Häusli
Annina Häusli

Bern,

Von Tür zu Tür gehen und mit Menschen über Gott und die Welt sprechen war bisher die bevorzugte Anwerbe-Methode der Zeugen Jehovas. Es geht aber auch anders.

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Dreist: Die Zeugen Jehovas machen Werbung auf einem Stein in der Berner Aare. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein farbiger Stein im Wasser entpuppt sich als Werbung für die Zeugen Jehovas.
  • Ein Sektenexperte ordnet den Fund einer Nau.ch-Reporterin ein.

Wer in Bern die Seele baumeln lassen will, den zieht es häufig an die Aare. Diesen Drang verspürte auch eine Nau.ch-Reporterin, die am Wochenende beim Wylergut einen gemütlichen Nachmittag am Wasser verbringen wollte.

Für eine Abkühlung watet sie in den Fluss. Plötzlich sticht ihr ein violettes Glitzern unter der Wasseroberfläche ins Auge. Neugierig hebt sie den farbigen Stein auf.

Zeugen Jehovas Aare Bern
Der farbige Stein sticht sofort ins Auge. Doch mit der Werbung für die Zeugen Jehovas rechnet niemand. - Nau.ch

Ein wertvoller Schatz? Nein. Der Traum zerplatzt rasch. Es ist die dreiste Werbung einer Sekte!

Ein weisser Schriftzug prangt auf der violetten Oberfläche: «Viele Fragen?», steht zu lesen. Und: «Gute Antworten» gäbe es auf einer bestimmten Webseite. Diese stammt von den Zeugen Jehovas.

Steine werden an «touristisch interessanten Plätzen deponiert»

Wirft die Religionsgemeinschaft nun Steine ins Wasser anstatt von Tür zu Tür zu gehen? Die Zeugen sind berühmt-berüchtigt für ihre Anwerbung von Aussenstehenden. Für diese «Predigtdienste» sind die Mitglieder angehalten und müssen gegenüber der lokalen Versammlung Auskunft geben.

zeugen jehovas
Eine Versammlung der Zeugen Jehovas im Jahr 2010 (Archivbild) - keystone

Sektenexperte Georg Otto Schmid erklärt gegenüber Nau.ch, dass solche bemalten Steine schon seit einigen Jahren von den Zeugen Jehovas ausgelegt werden. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit würden bemalte Steine oder Muscheln an «touristisch interessanten Plätzen deponiert».

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Der Religionswissenschaftler Georg Otto Schmid. - Relinfo

Durch die Corona-Pandemie fiel ihre angestammte Methode, an der Haustür zu klingeln, nämlich weg. «Das Bemalen und Auslegen von Steinen wurde intensiviert.»

Dass die Stein-Methode Erfolg hat, hält Schmid für unwahrscheinlich: «Berichte von Menschen, die sich wegen eines bemalten Steins zu den Zeugen Jehovas bekehrt hätten, liegen uns zurzeit nicht vor.»

Zeugen Jehovas kaum erfolgreich in der Schweiz

Allgemein seien die Zeugen Jehovas in der Schweiz trotz intensiver Werbung wenig erfolgreich, erklärt Schmid. Das schwache Wachstum sei vor allem auf die Migration von Mitgliedern in die Schweiz zu erklären.

«Die Zeugen Jehovas sind anziehend für Menschen, welche sich gerne einem hierarchischen System bedingungslos unterordnen», so Schmid. Auch für Bibeltreue und Fans von traditionellen Geschlechterrollen seien die Zeugen attraktiv. Solche Menschen gebe es natürlich, «aber das Zielpublikum ist doch sehr limitiert», schliesst Schmid.

Sind Sie religiös?

Dies sei für die Religionsgemeinschaft aber auch nicht weiter schlimm: Zeugen werben in erster Linie, «um ihre Pflicht gegenüber der Organisation abzuleisten», so Schmid. Bemalte Steine seien ein Weg, sich «als treues Mitglied der Zeugen Jehovas und als gehorsam gegenüber Jehova» zu erweisen.

Auch die Nau.ch-Reporterin liess sich vom Stein nicht bekehren – sie hat den Farb-Brocken in tiefere Gewässer entsorgt.

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