Sexuelle Belästigungen nehmen an Uni Zürich stark zu
Die Anzahl sexueller Übergriffe an der grössten Schweizer Uni ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Uni wollte die Zahlen zuerst nicht veröffentlichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anzahl sexueller Übergriffe an der Uni Zürich erreichte 2023 mit 43 Fällen ein Hoch.
- Das zeigen erstmals veröffentlichte Zahlen der Universität.
- Die Uni hat wegen Datenschutzbedenken lange gezögert, die Zahlen freizugeben.
Die Zahlen zu sexueller Belästigung an der Universität Zürich befinden sich in einem steigenden Trend: In den letzten fünf Jahren hat die Anzahl Fälle jedes Jahr zugenommen. 2023 wurde mit 43 Fällen ein neuer Höchststand erreicht. Die Uni legt diese Zahlen gegenüber der «NZZ» nun erstmals offen.
2022 wurden an der Universität Zürich 31 Fälle der sexuellen Belästigung gemeldet. Im Jahr zuvor waren es 21 Fälle. Für 2020 sind 18 Übergriffe vermeldet worden, im Vorjahr waren es 17. In den fünf Jahren davor schwankten sie zwischen 5 und 10 Fällen.
An der Universität Zürich wird sexuelle Belästigung folgendermassen definiert: «Jedes Verhalten, das einen Menschen aufgrund seines Geschlechts verletzt oder herabwürdigt und von der betroffenen Person als unerwünscht empfunden wird.» Dies umfasst neben strafrechtlich relevanten Handlungen wie Vergewaltigungen auch zum Beispiel Witze über das Aussehen oder anzügliche Bemerkungen.
Ausserdem teilt die Universität die Fälle in fünf Schweregrade auf, wie aus dem jüngsten Jahresbericht aus dem Jahr 2022 hervorgeht. Die Schweregrade reichen von sehr leichten bis hin zu sehr schweren Fällen. Aus den freigegebenen Unterlagen ist jedoch nicht ersichtlich, wie sich die gemeldeten Fälle auf diese fünf Kategorien verteilen.
Uni Zürich zögerte mit Veröffentlichung der Berichte
Im Gegensatz zu anderen Universitäten hat die Universität Zürich lange gezögert, die Zahlen zu veröffentlichen. Der Grund: Datenschutzbedenken. Der Zürcher Zeitung gelang es schliesslich, mithilfe des Öffentlichkeitsprinzips Einsicht in die Akten zu erlangen.
Auch aus Studierendenkreisen ist mehr Transparenz über die Jahresberichte und Fallzahlen zum Thema ein Anliegen. Der Verband der Studierenden der Universität Zürich fordert, dass die Uni die Fallzahlen künftig ohne Aufforderung veröffentlicht.
Schon bald sollte der Jahresbericht für 2023 erscheinen. Im Jahresbericht 2022 wurde die medizinische Fakultät ausdrücklich erwähnt. Die Studentinnen setzten sich gegen sexuelle Belästigung im Spitalumfeld ein und bauten ein Sorgentelefon auf.
Ausserdem führten sie eine Umfrage zu Sexismuserfahrungen in ihrer Fakultät durch. Sie legten der Schulleitung ans Herz, eine solche an der ganzen Uni durchzuführen. Insgesamt umfasst die Universität Zürich fast 28'000 Studierende und ungefähr 10'000 Angestellte.