Shitstorm wegen Verkauf von Echtpelz

Der Verkauf von Echtpelz erhitzt die Gemüter. Auf ein Luzerner Modehaus hagelt heftige Kritik ein. Zu Recht, findet der Zürcher Tierschutz.

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Canada-Goose-Jacken mit einem Kragen aus Echtpelz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Noch immer haben Modehäuser Echtpelz im Sortiment. Auf Facebook hagelt es Kritik.
  • Unter dem Druck der Gesellschaft verkaufen viele Geschäfte mittlerweile nur noch Fake Fur.
  • Einige bekannte Ausnahmen gibt es noch immer.

Facebook-User sind ausser sich, weil das Luzerner Modehaus Kofler Echtpelz verkauft. Die Bewertungen auf deren Facebookseite sind miserabel, die Kommentare dazu erklären warum. Kofler-Kommunikationschef Olivier Bachmann zeigt sich gegenüber Nau sehr empört über die Tatsache, jedoch möchte das Unternehmen kein Statement dazu abgeben. «Wir sind sauber», so Bachmann.

Eine Mitarbeiterin der Schweizerischen Tiermeldezentrale postete vergangene Woche Bilder von den besagten Kleidungsstücken. Auch ein Foto der Pelz-Deklaration lädt sie hoch.

Kein klarer Gesetzesverstoss

Per Gesetz muss ein Produkt nebst der Gewinnungsart auch mit der Tierart sowie der Herkunft des Felles deklariert sein. Ob die fehlenden Angaben anderorts zu finden sind, ist auf dem Foto nicht ersichtlich. Liegen einer Verkaufsstelle keine Informationen zur Gewinnungsart vor, sind laut Pelzdeklarations-Verordnung auch allgemeine Angaben, wie sie Kofler verwendet, möglich.

«Die Entscheidung für einen Kauf trotz schwammiger Information liegt schlussendlich beim Konsumenten», sagt Nathalie Rochat, Mediensprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, gegenüber Nau.

«Der Shitstorm ist berechtigt»

Für Nadja Brodmann, Geschäftsleiterin des Zürcher Tierschutzes, ist der Fall klar. Selbst mit korrekter Deklaration – der Shitstorm auf Facebook sei berechtigt. Umso mehr freut sie, dass bei immer mehr Unternehmen ein Umdenken stattfinde. «Kunstfell wird wichtiger, Echtpelz verliert an Bedeutung.»

Der Trend sei auf das kritische Hinterfragen der Kundschaft zurückzuführen. «Das Bewusstsein für das grosse Tierleid nimmt zu.» Weil dadurch vermehrt Modehäuser an den Pranger gestellt wurden, seien die Unternehmen gezwungen gewesen, sich mit der Thematik zu befassen.

Fake Fur ist in Mode

Michael Kors, Gucci, Zara, H&M und viele mehr – sie alle verzichten auf Echtfell. Ab Frühling 2019 setzt auch Jelmoli ausschliesslich auf Fake Fur. Laut Brodmann haben auch Grieder und PKZ bereits die ersten Schritte eingeleitet. «Der komplette Ausstieg dauert im Schnitt aber etwa zwei Jahre», so Brodmann.

Anders sehe es bei Mode Keller, Mode Weber und dem Berner Bekleidungsgeschäft Ciolina aus. Somit sei Kofler nicht der einzige, der bisher nicht auf die Kritik des Tierschutzes reagiert und Gesprächsangebote ausgeschlagen habe. Wie die aktuelle Situation aussehe, wisse Brodmann nicht. Es bestehe aber «noch grosser Handlungsbedarf».

Kofler und Mode Weber bald die einzigen?

Nau hat die besagten Modehäuser mit den Vorwürfen konfrontiert. Bruno Heller, Inhaber der Ciolina AG, sagt: «Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir künftig ohne Echtpelze auskommen werden.» Eine Reduzierung des Angebot sei längst erfolgt. Im Sinne «der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit und somit zur Sicherung der Arbeitsplätze» könne der Laden aber noch nicht vollständig auf Echtpelz verzichten.

Auch Mode Keller versichert, dass sie spätestens in vier Jahren kein Echtpelz mehr verkaufen werden. Mode Weber wollte keine Stellung nehmen.

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