Trotz «Irrtum»: US-Regierung holt abgeschobenen Vater nicht zurück
Kilmar Ábrego García wurde aus den USA nach El Salvador ausgeschafft – aus Versehen. Trotzdem will ihn die US-Regierung nicht zurückholen.

Das Wichtigste in Kürze
- In den USA wurde ein Familienvater und Ehemann versehentlich nach El Salvador abgeschoben.
- Der Supreme Court ordnete seine Rückholung an.
- Die US-Regierung sieht sich nicht in der Verantwortung.
2019 beginnt die Odyssee des Familienvaters Kilmar Ábrego García. Der Mann, der vor der Bandengewalt in El Salvador in die USA geflüchtet war, wird verhaftet.
Der Grund: Er trägt einen Hut des Basketballteams Chicago Bulls. Dieser, seine lateinamerikanische Herkunft und die Verdächtigung eines Informanten reichen der Polizei, um ihn festzusetzen.
Man ordnet Ábrego García der berüchtigten Gang MS-13 zu. Doch da der Familienvater in den USA nie straffällig wurde und handfeste Beweise fehlen, werden die Vorwürfe fallen gelassen.
Ábrego García wird ein Schutzstatus gewährt, der es der Regierung verbietet, ihn nach El Salvador abzuschieben.
In Mega-Gefängnis in El Salvador abgeschoben
Mitte März dieses Jahres: Der 29-jährige Ábrego García wird erneut aufgegriffen – und sofort nach El Salvador ausgeschafft. Dort landet er im berüchtigten Mega-Gefängnis Cecot, welches extra für Bandenmitglieder gebaut wurde.

Und er ist nicht der Einzige. «Viele, wenn nicht alle» Migranten, die die USA im März ans Cecot auslieferten, seien dort irrtümlich gelandet. Das sagte der Anwalt Lee Gelernt von der Bürgerrechtsorganisation ACLU am Freitag beim Kabelsender «MSNBC».
Das TV-Netzwerk «CBS» hat berichtet, dass die Mehrheit der 238 Männer unschuldig seien. Darunter: ein Fussballspieler, ein Essenslieferant und ein schwuler Make-up-Künstler.
«Liebender Vater und Ehemann»
Vom Schicksal ihres Ehemannes erfährt die US-Amerikanerin Jennifer Vásquez Sura durch die Medien. Auf einem Foto erkennt sie Ábrego García, wie er – kahlgeschoren – von Beamten durch das Gefängnis geführt wird.
Es sei «ein Albtraum ohne Ende», wird sie vom «Spiegel» zitiert. Gegenüber «ABC News» erklärt sie: «Alles, was sie sagen, ist falsch. Mein Ehemann ist ein liebender Vater und ein wunderbarer Ehemann. Das ist, wer er wirklich ist.»
Die US-Regierung gesteht im Zuge des Falls ein, dass es sich bei der Abschiebung des Familienvaters um einen «Irrtum» handelte. Doch es stehe nicht in ihrer Macht, Ábrego García aus dem Gefängnis in El Salvador zurückzuholen.
US-Justizministerin: «Er sollte bleiben, wo er ist»
Diese Woche schaltet sich nun auch der oberste US-Gerichtshof, der Supreme Court, ein. Am Donnerstag gibt das Gericht bekannt, dass die US-Regierung eine Rückführung «bewirken» solle. Jedoch setzt es keine Frist für die Rückkehr.
Diese Formulierung lässt der Regierung so viel Spielraum, dass sie nichts unternimmt. Trump betonte, wenn das Oberste Gericht die Rückholung anordne, werde er das tun. «Ich respektiere das Oberste Gericht.»
Dennoch sitzt der Familienvater und Ehemann weiterhin zu Unrecht in einem Gefängnis in El Salvador.
Kümmern tut das die Trump-Regierung insgesamt aber offenbar wenig. Justizministerin Pam Bondi sagte diese Woche über Ábrego García, er sei ein Gang-Mitglied: «Wir glauben, er sollte bleiben, wo er ist.»