Skeptiker nutzen Fasnacht für «Covid-Dovid Umzüge»
Auf sozialen Medien wird für Fasnachtsumzüge mobilisiert, die allerdings weniger mit der eigentlichen Fasnacht zu tun haben als mit einer Corona-Demo.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fasnacht fällt in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aus.
- Auf den sozialen Medien wird trotzdem zu Umzügen aufgerufen.
- Die Polizei warnt bereits, es handle sich um eine weitere illegale Kundgebung.
Die Fasnacht, wie sie tausende Schweizer lieben, wird wegen des Coronavirus in diesem Jahr nicht stattfinden. Doch ein Facebook-User will dies nicht hinnehmen und startet einen Aufruf. In Bern, Zürich und Basel sollen an drei aufeinanderfolgenden Samstagen «Covid-Dovid Umzüge» stattfinden.
Verständlicherweise trauern viele um den erneuten Ausfall des grossen Events.
Fasnachtsvereine kämpfen ausserdem mit finanziellen Problemen. Einige fürchten auch, dass nach der langen Abwesenheit viele Mitglieder abspringen.
Demo unter dem Deckmantel der Fasnacht
Doch die Motivation hinter dem Aufruf ist kaum die Leidenschaft etwa für das Basler Unesco Weltkulturerbe. Alles spricht dafür, dass dies lediglich eine weitere Corona-Kundgebung sein soll, unter dem Deckmantel der Fasnacht.
In einem achtseitigen Schreiben erklärt der Organisator seine Beweggründe – Wörter wie Tradition, Musik oder Fasnacht sucht man darin vergeblich. Vielmehr ist es ein «Aufruf zum friedlichen Widerstand» gegen das «Weltsystem». Die Pandemie diene nur den «korrupten Plänen der WHO und des WEF» und um unsere Gene mittels Impfung zu verändern. Freunde von Verschwörungstheorien kommen jedenfalls nicht zu kurz.
Immerhin wurde nun in der Facebook-Gruppe mit fast 200 Mitgliedern ein Aufruf gestartet, um Guggen-Musiker zu finden.
Eine Anfrage von Nau.ch an den Organisator blieb bisher unbeantwortet.
Fasnachtszünfte wissen nichts von der Aktion
Die Fasnachtszünfte von Bern und Basel wussten über diese Pläne nicht Bescheid. Beide reagieren verwundert ob des falschen Datums – so klingt es aus Bern: «Ein Umzug am 27. Februar ist ein ziemlicher Blödsinn, das wäre ja eine Woche nach dem offiziellen Fasnachtstermin.»
Auch in Zürich hat der geplante Anlass nichts mit dem offiziellen Fasnachtsumzug gemeinsam.
Alles spricht dafür, dass dies lediglich eine weitere Corona-Kundgebung sein soll, unter dem Deckmantel der Fasnacht.
Für die Polizei eine unbewilligte Kundgebung
Um eine Bewilligung für den Fasnachtsumzug hat sich der Organisator bisher nicht bemüht. Dementsprechend bereit sich die Polizei auf den Anlass analog zu anderen illegalen Kundgebungen vor.
Wie die Polizei vor Ort genau vorgehen will, lässt sie offen. «Wir werden situativ entscheiden», so Marc Surber, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich. Es drohe aber eine Verzeigung wegen Vergehen gegen die Covid-Verordnung. Er präzisiert ausserdem, dass eine Larve statt Maske als Schutz vor dem Coronavirus nicht zulässig sei.
Auch in Bern hat die Kantonspolizei den geplanten Anlass auf dem Radar. «Aufgrund dieser Lagebeurteilung werden die notwendigen Sicherheitsmassnahmen getroffen.» Wie diese im Detail aussehen, dazu äussert sich die Behörde nicht.
Für Zürcher Fasnachtfans, die nichts mit den Protesten gegen die Corona-Massnahmen am Hut haben, besteht ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Eine kleinere Fasnachts-Cliqué plane weiterhin ein «Umzügli», so Polizeisprecher Surber. «Für diesen ist ein Gesuch vorhanden. Dieses bleibt aufgrund der aktuellen Lage vorderhand noch pendent. Der Anlass wurde bereits in den Monat März verschoben.»