Skyguide: Chef warnt vor Flug-Chaos im Sommer
LAut dem Chef von Skyguide sei die Häufung von Pannen in der Luftsicherheit auf technische Innovationen zurückzuführen. Und er warnt vor Reise-Chaos im Sommer.
Das Wichtigste in Kürze
- Skyguide hat mit einer Häufung von Zwischenfällen zu kämpfen.
- Laut Chef Alex Bristol liegt dies an technischer Innovation.
- Dabei betont er, dass die Sicherheit immer gewährleistet war – und ist.
- Doch dieser Sommer dürfte für Fluggesellschaften und Passagiere schwierig werden.
Was ist los bei Skyguide? Diese Frage stellten sich letztes Jahr einige Medien. Recherchen hatten eine Häufung von Zwischenfällen bei der Schweizer Flugsicherungsbehörde in Bundesbesitz ans Licht gebracht.
Dies, nachdem der historische «Clear the Sky»-Entscheid vom 15. Juni 2022 getroffen wurde. Also die Sperrung des gesamten nationalen Luftraums – wegen eines technischen Fehlers. Fünf Stunden war der Schweizer Himmel stillgelegt.
Und das war noch nicht das Ende. Weitere Pannen folgten dieses Jahr. Wie zum Beispiel im Februar, als der Flugbetrieb in Zürich wegen Funkproblemen eingeschränkt wurde.
Nun äussert sich Alex Bristol, der Leiter des Flugsicherungsunternehmens Skyguide, öffentlich zu einer Reihe von Zwischenfällen. Mit CH Media spricht er über die Ursachen dieser – und warnt vor einem chaotischen Sommer. An europäischen Flughäfen soll dieser schlimmer als 2023 werden.
Häufung von Vorfällen bei Skyguide bestätigt
«Es gibt seit Juni 2022 tatsächlich eine Häufung der Vorfälle, die sich nicht leugnen lässt», sagt Bristol. Fügt aber hinzu: «Wenn man technische Innovationen lanciert... lassen sich solche leider nie ausschliessen».
Trotzdem versteht er seinen Technikchef, der in einem internen Brief von einem «perfekten Sturm» und von einer «Krise» geschrieben hat. «Er wollte auf die Sorgen seines Teams eingehen und sie motivieren», sagt Bristol. Aus CEO-Sicht würde er halt lieber von einer schwierigen Situation sprechen.
Weiter gibt Bristol zu, dass bei wiederholten Fehlern in einem so sicherheitskritischen Bereich grundsätzliche Fragen aufkommen. Deshalb hat Skyguide eine interne Untersuchung durchgeführt, um mögliche Muster in den Vorfällen zu identifizieren.
Auf die Frage nach dem Ergebnis der Untersuchung antwortet Bristol: «Unsere Untersuchung kommt zum Schluss, dass es kein Muster gibt bei diesen Vorfällen. Es sind alles voneinander unabhängige Fälle.»
Technische Pannen und menschliche Fehler
Technische Pannen haben ihre Wurzeln oft in menschlichen Fehlern, räumt Bristol ein. So sind zwei Fehler «ganz klar» auf Bugs in der Software zurückzuführen. Trotzdem betont Bristol ausdrücklich: «Die Sicherheit war und ist immer gewährleistet».
Der Skyguide-Chef erklärt, dass die Flugsicherungsbehörde bereits Massnahmen ergriffen habe, um die Situation zu verbessern. Zum Beispiel wurde eine temporäre Kapazitätsreduktion eingeführt. Und im Sommer werden zwei Software-Updates lanciert.
Laut Bristol hat Skyguide in der Vergangenheit möglicherweise falsche Prioritäten gesetzt. «Rückblickend hätte ich schon früher mehr auf diese Fallback-Systeme fokussiert», sagt er. Künftig müssten mindestens 100 Millionen Franken pro Jahr in die Flugsicherungsbehörde investiert werden.
Die Zukunft von Skyguide
Abschliessend äusserte sich Bristol zur aktuellen Situation in der Branche insgesamt. Er prognostiziert einen schwierigen Sommer für den europäischen und nordamerikanischen Luftraum.
Denn: «Der Verkehr und die Nachfrage nehmen zu. Und gleichzeitig sind viele Faktoren in einer labilen Situation», erklärt er. Vielerorts gäbe es Arbeitskämpfe. Worauf weitere Streiks bei Fluggesellschaften, bei anderen europäischen Flugsicherungen oder bei der Bodenabfertigung folgen dürften.
Zudem ist der Fachkräftemangel nach wie vor Tatsache in der Industrie. «Wir fischen alle im gleichen Teich», sagt Bristol. Hinsichtlich der Fähigkeit von Skyguide bleibt er allerdings optimistisch. Die Flugsicherungsbehörde werde zukünftige Herausforderungen meistern.