So befeuert Tesla Import von Verbrennern in die Schweiz
Einerseits brüstet sich Tesla-Chef Elon Musk mit dem Verkauf umweltfreundlicher Autos. Gleichzeitig profitiert er aber auch vom Import von Verbrennern. Wie das?
Das Wichtigste in Kürze
- Für jede importierte Neuwagen-Flotte gelten bestimmte CO2-Grenzwerte.
- Bei Teslas beträgt der Ausstoss null, weswegen ein «Guthaben» entstehen dürfte.
- Dieses verkauft die Firma laut Insidern an Importeure, welche Verbrenner importieren.
Wer geschäftsmässig Neuwagen in die Schweiz importiert, muss diverse Richtlinien beachten. So darf ein Auto im Schnitt lediglich 118 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer ausstossen. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, gelten für jeden Importeur jedoch individuelle Vorgaben.
Liegt eine eingeführte Charge über dem Grenzwert, müssen Strafzahlungen geleistet werden. Das macht sich Tesla für sein Nebengeschäft zunutze. Denn Elektrofahrzeuge haben bekanntermassen keinen direkten CO2-Ausstoss.
Laut einem von der Zeitung zitierten Branchenkenner dürfte Tesla damit CO2-Emissionen «zugute» erhalten. Diese versteigere das Unternehmen in der Schweiz unter anderen Importeuren in Form von CO2-Zertifikaten.
Eine Win-win-Situation: Zuschlagende Importeure umgehen die Sanktionen des Bundes. Und Tesla verdient sich eine goldene Nase mit dem Verkauf der Zertifikate. Laut Insidern sei ein solches Zertifikat – Stand 2014 – 4000 Franken wert. Besonders starke CO2-Schleudern wie etwa Sportwagen führen jedoch oft zu Gebühren, die auch 12'000 Franken betragen können.
Der Nebeneffekt: Der Import von viel CO2 ausstossenden Autos wird gefördert. Ist Tesla also gar nicht so grün, wie Elon Musk sein Unternehmen immer wieder gerne inszeniert?
Verboten ist dieses Nebengeschäft auf jeden Fall nicht. Und auch der Bund sieht keinen Handlungsbedarf, wie die Zeitung weiter schreibt. Doch in der Politik wird vermehrt Kritik laut: Ständerat Damian Müller etwa habe «den Eindruck, dass die Branche das System ausnutzt».
SP-Nordmann sieht keinen Handlungsbedarf
Am Gesetz müsse sich aus seiner Sicht aber noch nichts ändern. Doch fordert er «ein hartes Gespräch» mit der Branche. SP-Fraktionschef Roger Nordmann hingegen scheint kein grosses Problem mit dem Ist-Zustand zu haben.
Denn, so Nordmann, funktioniere das System gesamthaft. Während die Anzahl E-Autos wachse, nehme jene der Verbrenner ab.
Er schlägt aber die Einführung eines optionalen Aufpreises beim Kauf eines E-Autos vor. Als Gegenleistung würde Tesla im Verhältnis zum gekauften Neuwagen auf den Handel mit CO2-Zertifikaten verzichten.
So viel verdient Musk mit Verbrenner-Deals
Weil das Vorgehen Teslas auch in der EU erlaubt ist, fährt der CEO auch dort entsprechend viel Gewinn ein. So sind Tesla und Fiat-Chrysler vor vier Jahren eine Zusammenarbeit eingegangen.
Branchenkenner schätzen laut der Zeitung, dass Fiat-Chrysler bis Ende 2023 1,8 Milliarden Franken an Tesla zahlt. De facto würde damit Teslas Gigafactory in Deutschland finanziert, wo wöchentlich 5000 neue Autos hergestellt werden.