So schützen die Älpler Wanderer vor Kuh-Angriffen
Sommerzeit heisst Wanderzeit: Damit steigt auch die Gefahr vor Kuh-Angriffen beim Wandern. Auf der Bannalp NW wurden Vorsichtsmassnahmen getroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt auf Alpweiden zu Zwischenfällen mit Wanderern und Kühen.
- Wegen Angriffen im letzten Jahr wurde auf der Bannalp NW ein Schutzkonzept ausgearbeitet.
- Richtiges Verhalten der Wanderer ist entscheidend, damit es nicht zu Schlimmerem kommt.
Das Jahr 2020 könnte als Wanderjahr in die Geschichtsbücher eingehen. Aufgrund der aktuellen Coronavirus-Krise dürften viele Schweizer ihre Ferien in den Schweizer Alpen verbringen. Und das heisst auch: Viele Wanderer auf den über 65'000 Kilometer Wanderwegen der Schweiz.
Doch gerade in den Alpen gehen viele Wanderwege durch Landwirtschaftsland und offene Weiden. Das bringt auch Gefahren mit für Wanderer und deren vierbeinigen Begleiter. So kommt es immer wieder zu Konfrontationen mit Kühen. Vor allem bei Mutterkuhherden ist die Gefahr einer Kuh-Attacke besonders gross.
Zwei Vorfälle auf der Bannalp im letzten Jahr
Gleich zu zwei schlimmeren Vorfällen kam es im letzten Sommer auf der Bannalp im Kanton Nidwalden. Bei einem Fall wurde gar ein Hund von einer Kuh zu Tode getrampelt. Daraufhin wurde auf der Bannalp von der Gemeinde Wolfenschiessen ein Hundeverbot bis Ende Alpsaison ausgesprochen.
Ein Hundeverbot wie im vergangenen Jahr stehe nicht mehr zur Debatte, erklärt nun Gemeindeschreiber Andreas Bünter. «Damals wurde es als Sofortmassnahme erlassen.» Doch ein Hundeverbot sei auf die Länge nicht durchsetzbar.
Doch eine Lösung sei gefunden: «Wir haben den Herbst und Winter genutzt, um mit den Bewirtschaftern zusammen ein Konzept auszuarbeiten.» Ein Teil der Massnahmen seien bereits umgesetzt.
Konkret wurde im betroffenen Gebiet ein Teilstück vom Wanderweg verlegt und zusätzlich ist der Weg nun abgezäunt. Auch die Einteilung der Weiden wurde verändert. Somit gibt es laut Bünter keine offenen Weiden mehr.
Auf der Bannalp konnte man in Zusammenarbeit mit den Bauern und dem Tourismus eine «gute Lösung für alle» finden. Aber klar, anderenorts bestünde die Problematik weiterhin, ist sich Bünter sicher.
Es gäbe immer mehr Wanderer, aktuell sogar besonders viele. «Aber auch die Ansprüche der Landwirtschaft haben sich verändert. Etwa die Bewirtschaftungsform, sprich Mutterkuherden.»
«Sind guten Mutes»
«Wir werden sehen, wie es auf der Bannalp funktioniert, aber wir sind guten Mutes», erklärt Bauer Ueli Schmitter. Er betreibt die Alpwirtschaft Chrüzhütte auf der Bannalp. Bei der Herde seines Nachbars kam es im letzten Jahr zu den Zwischenfällen.
Schmitter sieht aber ein grundsätzliches Problem. Nach seiner Ansicht kämen die Kühe nicht mehr zur Ruhe. Sei es durch Wanderer, Velos, Hunde oder gar Wölfe. «Die Kühe werden dadurch immer mehr gestresst.»
Es brauche vorallem mehr Rücksicht und einen tiefen Respekt gegenüber der Natur. «Das fängt dabei an, dass man den Güsel mit nach Hause nimmt. Oder wollen Sie, dass in ihrem Essen Abfall liegt?», so der Älpler.
Richtiges Verhalten wichtig
Tipps, wie man sich vor Angriffen schützen kann, und wie man sich gegenüber Kühen richtig verhält, gibt es vom BUL. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft. Dabei gibt es drei goldene Regeln:
Genügend Distanz zu den Tieren. Keinesfalls Kälber berühren, auch nicht, wenn die Mutterkuh nicht gerade in der Nähe ist. Und die richtige Führung des Hundes, wenn möglich an der Leine.
Grundsätzlich sind Kühe keine aggressiven Tiere. Sie attackieren Menschen nur, wenn sie sich oder ihre Jungen in Gefahr sehen. Wenn es dennoch bedrohlich wird, soll man sich langsam und ruhig von den Kühen zurückziehen. Allenfalls kann hinter einem Baum oder einem grossen Stein Schutz gesucht werden.
Es kann helfen, etwas auf den Boden zu werfen. Denn das lenkt die Aufmerksamkeit der Kuh auf den Gegenstand. In dieser Zeit sollte man Schutz suchen. Und besser ist es hinauf anstatt hinab zu flüchten, denn Kühe sind beim Bergaufwärtsgang eher träge.