Sommerserie «Grenzen»: Beim Sport werden Grenzen zur Kopfsache

Was bedeutet es, an die Grenzen zu gehen? Was überhaupt ist eine Grenze? Das hat die Medienschule St. Gallen in einer Sommerserie für Nau.ch ausgelotet.

Was ist eine Grenze? Das lotet die Nau-Sommerserie «An die Grenzen gehen» mit verschiedensten Perspektiven aus.
Was ist eine Grenze? Das lotet die Nau-Sommerserie «An die Grenzen gehen» mit verschiedensten Perspektiven aus. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Dieser Artikel ist Teil der Sommerserie «An die Grenzen gehen».
  • Für Nau realisiert haben diese Serie die Schüler der Medienschule St. Gallen.

Interview: Janine Hürlimann, Medienschule St. Gallen

Nau.ch: Herr Bachmann, Sie nehmen im September am Ironman 70.3, der Triathlon-WM in Südafrika teil, und Sie möchten sich für den Ironman Hawaii qualifizieren. Kommen Sie mit solch sportlichen Zielen an Ihre Grenzen?

Tobias Bachmann: Ich komme beim Triathlon immer wieder an Grenzen. Einerseits körperlich beim Training, andererseits psychisch vor oder während eines Wettkampfes. Ich setzte mich da selber unter Druck, weil ich unbedingt abliefern möchte, was ich in den Trainings erarbeitet habe.

Was passiert genau, wenn Sie an Ihre Grenzen kommen?

Körperlich gehe ich ganz bewusst an mein Limit, um neue Reize zu setzen. Die Grenzen können so laufend erweitert und neu definiert werden. Wenn ich psychisch an Grenzen stosse, brauche ich Menschen, mit denen ich reden kann. Menschen, die mich ermutigen und mir aufzeigen, dass ich schon einiges erreicht habe und momentan einfach mit viel Druck umgehen muss.

Positives Denken ist während des Wettkampfes entscheidend.
Positives Denken ist während des Wettkampfes entscheidend. - zvg

Wie gehen Sie denn mit diesem Druck um?

Ich trainiere – gerade auch kurz vor einem Wettkampf. Das sollte man zwar nicht… man sollte die Energie auf den Wettkampf sparen, heisst es. Mir hilft das Training aber, Druck abzubauen, und es gibt mir ein besseres Gefühl.

Haben Sie Ihre Grenzen auch schon überschritten?

Ja, das kam vor. Ein paar Tage nach einem Wettkampf bin ich von meinem Wohnort in Winterthur über die Schwägalp an den Walensee gefahren. Nach etwa 160 Kilometern konnte ich nicht mehr. Da musste ich abgeholt werden.

Schränkt der Sport Sie im Privatleben ein?

Ganz klar, ja. Zurzeit gibt es nur Sport und Arbeit. Trotz meines Arbeitspensums von 100 Prozent bin ich flexibel und kann mir die Arbeitszeiten selber einteilen. Die Familie kommt aber schon viel zu kurz. Wenn die Saison im Herbst zu Ende ist, möchte ich das wieder ändern.

Tobias Bachmann geht beim Ausdauertraining bewusst an seine körperlichen Grenzen, um neue Reize zu setzten
Tobias Bachmann geht beim Ausdauertraining bewusst an seine körperlichen Grenzen, um neue Reize zu setzten - Janine Hürlimann

Könnten Sie sich vorstellen, Profi zu werden?

Ja, momentan spiele ich mit dem Gedanken, das wäre durchaus eine Option für mich. Dazu müsste ich aber noch besser werden. Nach oben gibt es immer Luft.

Können Sie Laien einen Tipp geben, wie sie beim Ausdauersport besser mit eigenen Grenzen umgehen können?

Vieles ist Kopfsache. Klar, vor einem Wettkampf ist das Training wichtig. Während dem Wettkampf aber sollte man versuchen, Schmerzen mental auszuschalten und negative Gefühle in positive Energie umzuwandeln. Bei Kilometer eins sollten sie sich freuen, dass dieser geschafft ist, und nicht an die bevorstehende, lange Strecke denken.

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