Sommerserie «Grenzen»: Beim Sport werden Grenzen zur Kopfsache
Was bedeutet es, an die Grenzen zu gehen? Was überhaupt ist eine Grenze? Das hat die Medienschule St. Gallen in einer Sommerserie für Nau.ch ausgelotet.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieser Artikel ist Teil der Sommerserie «An die Grenzen gehen».
- Für Nau realisiert haben diese Serie die Schüler der Medienschule St. Gallen.
Interview: Janine Hürlimann, Medienschule St. Gallen
Nau.ch: Herr Bachmann, Sie nehmen im September
am Ironman 70.3, der Triathlon-WM in Südafrika teil, und Sie möchten sich für
den Ironman Hawaii qualifizieren. Kommen Sie mit solch sportlichen Zielen an Ihre
Grenzen?
Tobias Bachmann: Ich
komme beim Triathlon immer wieder an Grenzen. Einerseits körperlich beim
Training, andererseits psychisch vor oder während eines Wettkampfes. Ich setzte
mich da selber unter Druck, weil ich unbedingt abliefern möchte, was ich in den
Trainings erarbeitet habe.
Was passiert genau, wenn Sie an Ihre
Grenzen kommen?
Körperlich gehe ich ganz
bewusst an mein Limit, um neue Reize zu setzen. Die Grenzen können so laufend erweitert
und neu definiert werden. Wenn ich psychisch an Grenzen stosse, brauche ich Menschen,
mit denen ich reden kann. Menschen, die mich ermutigen und mir aufzeigen, dass
ich schon einiges erreicht habe und momentan einfach mit viel Druck umgehen
muss.
Wie gehen Sie denn mit diesem Druck
um?
Ich trainiere – gerade
auch kurz vor einem Wettkampf. Das sollte man zwar nicht… man sollte die
Energie auf den Wettkampf sparen, heisst es. Mir hilft das Training aber, Druck
abzubauen, und es gibt mir ein besseres Gefühl.
Haben Sie Ihre Grenzen auch schon
überschritten?
Ja, das kam vor. Ein
paar Tage nach einem Wettkampf bin ich von meinem Wohnort in Winterthur über
die Schwägalp an den Walensee gefahren. Nach etwa 160 Kilometern konnte ich
nicht mehr. Da musste ich abgeholt werden.
Schränkt der Sport Sie im
Privatleben ein?
Ganz klar, ja. Zurzeit
gibt es nur Sport und Arbeit. Trotz meines Arbeitspensums von 100 Prozent bin ich
flexibel und kann mir die Arbeitszeiten selber einteilen. Die Familie kommt
aber schon viel zu kurz. Wenn die Saison im Herbst zu Ende ist, möchte ich das
wieder ändern.
Könnten Sie sich vorstellen,
Profi zu werden?
Ja, momentan spiele
ich mit dem Gedanken, das wäre durchaus eine Option für mich. Dazu müsste ich
aber noch besser werden. Nach oben gibt es immer Luft.
Können Sie Laien einen Tipp geben, wie sie beim
Ausdauersport besser mit eigenen Grenzen umgehen können?
Vieles ist Kopfsache. Klar,
vor einem Wettkampf ist das Training wichtig. Während dem Wettkampf aber sollte
man versuchen, Schmerzen mental auszuschalten und negative Gefühle in positive
Energie umzuwandeln. Bei Kilometer eins sollten sie sich freuen, dass dieser
geschafft ist, und nicht an die bevorstehende, lange Strecke denken.