Spielsüchtiger Pfarrer von Küssnacht hat über eine Million Schulden

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Küssnacht,

Einst ein beliebter und angesehener Pfarrer. Heute ein verschuldeter Spielsüchtiger ohne Job. Der ehemalige Pfarrer von Küssnacht hat mehr Schulden als gedacht.

Mittlerweile ist der Pfarrer nicht mehr im Dienst.
Mittlerweile ist der Pfarrer nicht mehr im Dienst. - Zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor drei Wochen wurde der Pfarrer von Küssnacht SZ wegen Spielschulden entlassen.
  • Seine Schulden sind höher als angenommen: Über eine Million Franken.
  • Der Küssnachter Kirchenrat zeigt sich betroffen.

In Küssnacht am Rigi SZ hängt der Gemeindesegen schief. Nach über 20 Jahren im Amt wurde der Pfarrer vor gut drei Wochen entlassen. Der Churer Bischof Vitus Huonder entband den Kirchenmann auf dessen Wunsch von seinen Aufgaben. Der ehemalige Pfarrer steckt nämlich in einem tiefen Schuldenberg, der noch höher ist, als bisher angenommen.

Über eine Million verzockt

Der ehemalige Küssnachter Pfarrer ist spielsüchtig. Wie aus einer Mitteilung des Kirchenrates hervorgeht, sogar schon seit langer Zeit. Deshalb hatte sich der Gläubige bereits einmal beim Bistum Chur selber angezeigt. Davon hatte der Küssnachter Kirchenrat bei der Anstellung jedoch keine Kenntnisse. So machte der Pfarrer in seiner neuen Gemeinde über 20 Jahre lang weitere Schulden.

Anfänglich bezifferte der Küssnachter Kirchenrat den Schuldenberg bei mehreren hunderttausend Franken. Mittlerweile ist jedoch klar: Der Pfarrer schuldet seinen Gläubigern über eine Million Franken. Doch Präsident Hanstoni Gamma stellt gegenüber Nau klar: «Wir haben vermutet, dass dahinter noch ein grösserer Schneeball kommt.» Doch dafür hätte der Kirchenrat die Bevölkerung gebraucht, die sich nun nach und nach meldet. «Der Schuldenberg wird sicherlich noch um einige Franken steigen.»

Zuerst die Hochzeit, dann die Abrechnung

Der Kirchenrats-Präsident zeigt sich am Telefon sichtlich enttäuscht. «Es ist happig», so Gamma. «Vor allem auch die Art und Weise, wie der Pfarrer Geld eintrieb. Jeder hatte das Gefühl, er sei der Einzige». Einige Betroffene hätten ihm erzählt, dass sie dachten, mit ihrem Geldbetrag sei die Sache erledigt. «Dabei hat er immer wieder Geld geholt und alte Löcher gestopft».

Um Geld gebeten hätte der Kirchenmann vorwiegend bei Menschen, die er kannte. Beispielsweise von einem Paar, bei welchem der Pfarrer die Hochzeit hielt, und später dann als Gegenleistung um Geld anging. Über 50 Personen hat der Pfarrer laut Kirchenrat um Geld gebeten, und es melden sich laufend mehr. Ihr Geld werden sie womöglich nie mehr sehen: «Es wird sehr sehr schwierig», der Betrag sei schlichtweg zu hoch für eine Schuldensanierung.

Bevölkerung stärkt Pfarrer den Rücken

Erstaunlich in der ganzen Sache ist jedoch, wie viel Rückendeckung der ehemalige Pfarrer von seiner Gemeinde erhält. Im Internet wurden fast 15'000 Franken für den Gläubigen gesammelt, um ihn von seinen Schulden zu befreien. In einer öffentlichen Facebook-Gruppe «Wir wollen unseren Pfarrer zurück!» halten über 800 Mitglieder am Pfarrer fest. Auf eine Anfrage reagieren sie jedoch nicht.

Hanstoni Gamma erklärt sich den Rückhalt so: «Er hatte sehr guten Kontakt mit Jungen (Blauring oder Jungwacht) und sie kannten ihn von einer anderen Seite.» Tatsächlich befinden sich in der Facebook-Gruppe viele junge Küssnachter, welche den Spendenaufruf starteten. Der Kirchenrat selber hat aktuell keinen Kontakt zum spielsüchtigen Pfarrer: «Er ist jetzt in medizinischer Behandlung, daher ist es wichtig, dass er momentan in sich geht.» Anscheinend hätten gewisse Bürger jedoch über Whatsapp Kontakt zum Pfarrer.

Der Küssnachter Kirchenrat will am kommenden Freitag weiter informieren, was nun passiert. Nau hält Sie auf dem Laufenden.

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