Sportartikelbranche verlangt rasche Laden-Öffnung
Grosse Verluste und Jobabbau: Die Sportartikelbranche gerät wegen der geschlossenen Geschäfte zunehmend unter Druck und fordert eine rasche Öffnung.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 18. Januar sind Geschäfte des nicht-täglichen Gebrauchs geschlossen.
- Die Wintersportbranche schlägt nun Alarm und warnt vor grossen Verlusten.
- Den grössten Einbruch erlitt bisher das Geschäft mit Teamsportarten-Artikel.
Die Skigebiete sind offen und Schnee ist vorhanden. Während Langlauf oder Schneeschuhwandern trotz oder gerade wegen der Corona-Einschränkungen boomen, darbt der wichtigere Bereich Ski Alpin. Nun schlägt die Wintersportbranche wegen der geschlossenen Läden Alarm.
Die Sportartikelbranche warnt jetzt vor grossen Verlusten und Jobabbau und fordert eine Öffnung der Geschäfte ab 1. März sowie eine Anpassung der Härtefallregelung.
Die Massnahmen seien nötig, um «den Totalschaden der Wintersportbranche in der Schweiz» abzuwenden. Das heisst es in einer Mitteilung des Verbands Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten (SPAF) und des Verbands Sportfachhandel Schweiz (ASMAS).
Verluste von beinahe einer Milliarde
Die den Verbänden angeschlossenen Mitglieder haben wegen der Schliessungen bis Ende Februar insgesamt Verluste von beinahe 1 Milliarde Franken eingefahren.
Davon entfällt etwa eine halbe Milliarde auf das Vorjahr wegen des ersten Lockdowns. Die andere Hälfte ist allein auf die ersten zwei Monate des Geschäftsjahres 2021 zurückzuführen.
Dies erklärte ASMAS-Präsident Peter Bruggmann gegenüber AWP. Sollten die Geschäfte am 1. März nicht wieder öffnen dürfen, wachse der Verlust weiter an.
Vom Trend zu Langlauf oder Schneeschuhwandern profitiert die Branche zwar, aber nur bedingt. «Der Bereich Winter-Outdoor im nordischen Bereich läuft gut», so Bruggmann. Mehr als die Hälfte der Geschäfte habe damit steigende Umsätze erwirtschaftet. Sorgen macht dafür der Bereich Ski Alpin.
Denn dieser ist viel grösser. Knapp die Hälfte der Läden verzeichnet im alpinen Bereich gemäss Bruggmann stark rückläufige Umsätze. Und auch das Mietgeschäft – dieses ist nach wie vor möglich – hilft nicht weiter.
«Es fehlen die ausländischen Gäste, es fehlen die Skilager und viele Familien haben die Skiferien wegen der geschlossenen Restaurants abgesagt.» So lautet die Zusammenfassung des ASMAS-Präsidenten.
Sommergeschäft kann Verluste nicht wettmachen
Mit dem Sommergeschäft kann die Branche die Verluste ebenfalls nicht wettmachen, da der Winter die einträglichere Saison ist. Die Sportartikel-Geschäfte erzielen laut Bruggmann 43 Prozent ihrer Umsätze in den drei Wintermonaten.
Den grössten Einbruch erlitt bisher allerdings das Geschäft mit Artikeln für Teamsportarten wie Eishockey, Fussball oder Unihockey. Dies ist wiederum auf die Schliessungen von Sportstätten und Freizeitanlagen sowie auf das Verbot von Vereins- und Gruppenaktivitäten zurückzuführen.
Vom explodierenden Velo-Geschäft erhält die Branche ebenfalls kaum Aufwind, da nur wenige der Sportartikel-Verkäufer auch auf Fahrräder spezialisiert sind. Der Verkauf über Online-Kanäle hat nach Bruggmann zwar deutlich zugelegt, kann aber das Geschäft auch nicht retten. Für viele kleinere Sportartikelverkäufer sei ein Online-Geschäft nicht möglich, meinte Bruggmann dazu.
«Personal Shopping» als Lösung vorgeschlagen
Er schlägt dafür das «Personal Shopping» vor. Damit ist gemeint, dass Verkaufsläden und Kunden gemeinsam einen Termin vereinbaren, wie beim Coiffeur. Der Kunde hätte dann sein Zeitfenster für die persönliche Beratung, wäre aber nebst dem Verkaufspersonal der Einzige im Laden.
Bruggmann erläutert, dass die Hersteller und Lieferanten mit einer Verzögerung von sechs bis zwölf Monaten von der Krise getroffen werden. Denn die Händler und Verteiler wollen wegen der nicht verkauften Ware in naher Zukunft 25 bis 50 Prozent weniger bestellen.
Branche beschäftigt rund 19'000 Mitarbeitende
Die Branche beschäftigt in der Schweiz rund 19'000 Mitarbeitende. Gemäss einer Umfrage wollen die Unternehmen im Hinblick auf die kommende Saison rund ein Fünftel des Personals einsparen. Somit sind etwa 3'800 Stellen gefährdet.
Um dies zu verhindern, fordern die Verbände nebst der Öffnung ab März auch eine Anpassung der Härtefallregelung. Die vorgesehene Lösung für die Entschädigungsgrundlage stehe in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Ausfall der Branche, so die Mitteilung.
Zum Verband Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten (SPAF) gehören rund 150 Hersteller, wie etwa der Skiproduzent Stöckli, und Lieferanten. Der Verband ASMAS vertritt etwa 420 Händler mit rund 650 Verkaufsstellen. Für die Einschätzung der Lage haben die beiden Verbände eine Umfrage in Auftrag gegeben.