Wie Wildtiere unter dem Natur-Boom im Jahr 2020 leiden
Das Wichtigste in Kürze
- 2020 erfuhr die Schweiz einen regelrechten Sommer- und Winterwander-Boom.
- Wer sich an die Regeln hält, darf ohne schlechtes Gewissen wandern gehen.
- Doch unvorsichtiges Verhalten kann für Wildtiere tödlich sein.
Geschlossene Geschäfte, Kinos und Museen sowie abgesagte Partys lockten die Menschen 2020 in die Natur. Und auf den Wander-Sommer folgt der Skitouren-Winter: Die strengen Corona-Regeln auf den Pisten lassen viele auf Touren oder Schneeschuh-Wanderungen ausweichen.
Der Natur-Boom wirkt auf den ersten Blick positiv – schliesslich ist Bewegung gesund. Doch bei Outdoor-Freizeitaktivitäten ist auch Vorsicht geboten. Rücksichtsloses Verhalten kann für Wildtiere den Tod bedeuten.
Viele heimische Arten halten Winterruhe oder -schlaf. Würden die Tiere durch unvorsichtige Schneeschuhläufer aufgeschreckt, verbrauchen sie viel Energie, wie SRF berichtete. Energie, die sie nicht durch Nahrung wieder aufnehmen können – denn diese liegt unzugänglich unter der Schneedecke.
Ranger um Tierwohl besorgt
Der Berufsverband der Swiss Rangers zeigt sich besorgt. Er schreibt in einer Mitteilung: «Die Naturschutzaufseher befürchten eine hohe Belastung der Natur, da es immer beliebter wird, Festtage und Freizeit in der Natur zu verbringen.»
«Wer sich nicht rücksichtsvoll verhält, kann Wildtiere stören und natürliche Lebensräume schädigen», so Präsident Lukas Frei. Denn für Wildtiere und Vögel ist der Winter die härteste Zeit des Jahres.
Tierschutz rät: «Auf Wegen bleiben, Hund anleinen»
Unvorsichtiges Verhalten bedeutet für die zahlreichen heimischen Arten verschiedene Gefahren. Darauf weist der Schweizer Tierschutz STS in seinem Merkblatt für Outdoor-Aktivitäten hin.
Wenn Rehe beispielsweise zur Flucht aus ihren Verstecken getrieben werden, können panische Reaktionen bis zum Tod durch Kreislaufversagen führen. Auerhühner sind so sensibel, dass sie nur dort zu finden sind, wo keine menschlichen Outdoor-Aktivitäten stattfinden.
Auch Bartgeiern können Menschen gefährlich werden: Sie brüten bereits im Januar. Dabei sind sie auf störungsarme Brutreviere angewiesen, wo sie jagen, Nahrung suchen und ihre Jungvögel bei ersten Flugversuchen begleiten können.
Doch wie verhält man sich draussen am besten? «Der Natur hilft, wenn Erholungssuchende sich informieren, wie sie bei ihren Outdoor-Aktivitäten am besten auf Tiere und Pflanzen Rücksicht nehmen», erklärt Franziska Rosenmund von der Naturschutzorganisation Pro Natura gegenüber Nau.ch.
In Naturschutzgebieten gilt: Auf den Wegen bleiben, den Hund an die Leine nehmen, Feuer nur an erlaubten Feuerstellen entfachen und Abfall mitnehmen.