Coronavirus: Detailhändler warnen vor Verlängerung des Lockdowns
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP will den Lockdown aufheben, die übrigen Parteien halten sich zurück.
- Der Lockdown kostet den Detailhandel pro Woche 800 Millionen Franken.
- Die Swiss Retail Federation fordert mehr Tests und eine bessere Impfstrategie.
Die Schweiz ist wieder im Lockdown. Bars und Restaurants sind seit Dezember zu, zudem wurden viele Läden im Januar geschlossen. Der Bundesrat will damit das Coronavirus in Schach halten und das Gesundheitssystem entlasten.
Das aktuelle Regime gilt bis Ende Februar. Ob es verlängert wird, ist ungewiss. Klare Worte aus der Politik sind diese Tage rar geworden.
Einzig die SVP will, dass bereits heute Restaurants und Läden wieder öffnen dürfen. Die grösste Partei der Schweiz pocht gleichzeitig darauf, Risikogruppen stärker zu schützen.
Coronavirus: Politik ohne klare Linie
Die übrigen Parteien halten sich mit Forderungen zu einem Lockdown-Ende oder einer Verlängerung zurück. Einzig die SP stellt klar, dass die Massnahmen verlängert werden sollen, falls sich die Lage nicht verbessert.
Anders klingt es aus den betroffenen Branchen. Dagmar Jenni vertritt als Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation Unternehmen wie Transa, Cachet, Manor, Ikea oder Valora. Ihre Haltung ist klar: «Aus Branchensicht wäre eine Verlängerung des Lockdowns desaströs.»
Jenni erinnert daran, dass betroffenen Unternehmen trotz Schliessungen und massivem Umsatzausfall Fixkosten zahlen müssen. «Selbst bei einer Nachjustierung des Härtefallprogramms wird dies wohl der Fall sein.»
Braucht es ab März wieder gezielte Öffnungen?
Die Swiss Retail Federation schätzt den Umsatzausfall alleine für den Detailhandel auf 800 Millionen Franken pro Woche. Durch diesen Ausfall würden viele Projekte auf Halde gestellt oder ganz gestrichen, so Jenni. Die Konsequenz: «Der heute laufende Lockdown vermiest auch die Zukunft, die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen.»
Bessere Impfstrategie im Kampf gegen das Coronavirus
Jenni hofft auf ein Umdenken. «Statt flächendeckende Schliessungen, sollen alle Läden und andere Brachen öffnen dürfen, natürlich nur mit griffigen Schutzkonzepten und Hygiene- und Abstandsregeln.» Gleichzeitig sollen im Kampf gegen das Coronavirus Test, Contact-Tracing und die Impfstrategie ausgebaut werden.
Denn: «Gemäss Covid-Gesetz muss sich der Bundesrat für Massnahmen an den Grundsätzen der Wirksamkeit und der Verhältnismässigkeit orientieren. Letzteren Punkt fordern wir stringent ein.»
Nur öffnen, wenn es sich lohnt
Mehr Zurückhaltung herrscht bei Gastrosuisse. «Für das Gastgewerbe ist es wichtig, dass man aufmachen kann, sobald es die epidemiologische Lage zulässt», sagt Sprecher Patrik Hasler-Olbrych. Wichtig sei dann aber, dass die Einschränkungen nicht so einschneidend seien, damit ein «einigermassen wirtschaftliches Arbeiten möglich ist.»
Die Gastronomie- und Hotellerie-Vertreter fordern zwischenzeitlich, dass die Härtefall-Regelungen weiter gelockert werden. Denn noch gibt es Betriebe, welche zwar offen haben dürfen, wegen der aktuellen Lage kaum Umsatz machen. «Die Härtefall-Programme sollen möglichst fair sein und möglichst nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen.»