SRF-«Arena»: Gerhard Pfister (CVP) diskutiert über Exit-Plan
Gestern Freitag diskutierten die Partei-Präsidenten in der Corona-«Arena» über den Exit-Plan des Bundesrates. Gerhard Pfister (CVP) mahnt zur Vorsicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitagabend wurde bereits die neunte Ausgabe der «Arena» ohne Publikum ausgestrahlt.
- Die Partei-Präsidenten diskutierten in der Sendung über den Exit-Plan des Bundesrates.
Mehr als einen Monat nach dem Coronavirus-Shutdown sind in der Schweiz erste Lockerungen geplant. Am Freitagabend begrüsste Moderator Sandro Brotz die Parteipräsidenten zur bereits neunten SRF-«Arena» ganz ohne Publikum.
«Ich habe mich schon fast daran gewöhnt», meinte Brotz. «Bin aber auch froh, wenn es nicht mehr so ist».
In der «Arena» diskutieren die Parteipräsidenten über die Lockdown-Entscheide. Zu Gast im Studio waren: Albert Rösti, Präsident der SVP, Christian Levrat, Präsident SP, Petra Gössi, Präsidentin FDP und Gerhard Pfister, Präsident CVP.
Weiter wurden Regula Rytz, Präsidentin Grüne, Jürg Grossen, Präsident GLP und Marcel Salathé, Epidemiologe der ETH Lausanne per Video-Anruf zugeschaltet.
Partei-Präsidenten vermissen Kontakte
Gleich zu Beginn der Sendung fragte Moderator Brotz seine Studio-Gäste, was sie denn seit dem Lockdown am meisten vermissen.
Alle vier waren sich einig: menschliche Kontakte. «Ich vermisse meine Freunde und die Möglichkeit mit ihnen einen Abend zu verbringen. Irgendwann ist genug mit Video-Konferenzen», meinte SP-Levrat.
«Die Zeit drängt enorm»
Dann kam die Diskussion auf den Exit-Plan des Bundesrates zu reden. «Der Plan ist auf dem richtigen Weg. Was mir fehlt, sind etwas mehr Details in Bezug auf die begleiteten Schutzmassnahmen. Ich hätte mehr Klarheit erwartet», so der Epidemiologe Marcel Salathé.
«Wir dürfen nun keine Minute mehr verlieren, die Zeit drängt enorm», mahnte der Experte.
Am meisten Kritik für den Plan des Bundesrates übte Albert Rösti. «Wir wollen nicht die Wirtschaft vor die Gesundheit stellen. Aber wenn tausende Betriebe um ihre Existenz bangen müssen, betrifft das eben auch die Gesundheit», so der SVP Präsident.
Denn es müsse mit psychischen Problemen und Suiziden gerechnet werden. «Am 1. April hatten wir den Höhepunkt der Fallzahlen, deshalb hätte die Öffnung eine Woche früher erfolgen können», stellt er fest.
Gerhard Pfister: «Müssen vorsichtig bleiben»
Gerhard Pfister hingegen mahnte zur Vorsicht. «Es ist ein Erfolg, dass alle Geschäfte am 11. Mai schon wieder geöffnet sein könnten. Aber der grösste wirtschaftlich Schaden entsteht, wenn die Welle erneut ansteigen würde und deshalb müssen wir vorsichtig bleiben.»
FDP-Gössi vermisste konkrete Perspektiven für die Gastronomie. «Es brodelt in der Wirtschaft, bei der Bevölkerung und im Gewerbe. Wieso dürfen zum Beispiel die kleinen Geschäfte nicht auftun und Migros und Coop schon», kritisiert die Politikerin.
Auch die kleinen Läden könnten Sicherheitsvorschriften einhalten, argumentiert Gössi. «Mit jedem Tag, der vorbeigeht, wird dies massiver schwieriger. Wir müssen alle gleich behandeln.»
Levrat: «Zu viele Unsicherheitsfaktoren»
Christian Levrat kann die Kritikpunkte seiner Kollegen zwar nachvollziehen, stellt aber auch die Rolle des Bundesrates klar.
«Das was die Lage dramatisch macht - auch für die Wirtschaft – ist die Epidemie und ihre Auswirkungen. Und nicht etwa die Entscheidungen des Bundesrates», stellte er klar.
Der Wunsch das der Bundesrat möglichst genaue Szenarien beschreibt, könne man zwar haben, aber es gäbe zu viele Unsicherheitsfaktoren.
SVP-Rösti: «Wir schlittern in Katastrophe»
Dagegen argumentierte SVP-Chef Rösti: Es könne nicht sein, dass der Detailhandel zwei Wochen vor den Fachgeschäften öffnen dürfe. Und, dass man die Gastrobranche im Ungewissen lasse.
«Tausende Betriebe könnten Konkurs gehen. Und wir schlittern in eine Katastrophe», warnte Rösti.
Hitzige Diskussion um Corona-Schutzmasken
Seit Wochen werden Corona-Schutzmasken politisiert. Er erhalte «unzählige Mails» zum Thema, so Sandro Brotz.
Die SVP fordert eine Maskenpflicht. Christian Levrat warnt vor der falschen Sicherheit, welche die Masken vermitteln können.
«Wir haben sehr starke Evidenzen, dass die Masken etwas bringen», stellte Epidemiologe Salathé klar.
Die Übertragung finde ein bis drei Tage vor einer Erkrankung statt, deshalb müssen Masken unbedingt auf den Tisch.