SRF Mitarbeiter sollen fürs Twittern bezahlt werden
SRF-Moderatoren verbringen heute schon viel Zeit damit, ihre Sendungen im Netz zu bewerben. Nun soll das ganz offiziell zum Jobprofil gehören.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Betreuen des eigenen Twitter- und Instagram-Accounts gehört bei SRF neu zum Jobprofil.
- Mit der neuen Regelung will das öffentliche Medienhaus Junge besser erreichen.
- Die Aktivitäten der SRF-Moderatoren sorgen schon heute immer wieder für Diskussionsbedarf.
«Wir sehen uns am nächsten Mittwoch wieder, wenn Sie mögen», sagt SRF-Moderator Sandro Brotz am Mittwoch kurz vor Ende der «Rundschau». Vor dem Abspann fügt er an: «Vorher schon auf Twitter, bei mir auf Facebook oder neuerdings auch auf Instagram.»
Heute live in der #srfrundschau: Der Mann, den sie Hanf-Papi nennen. Ich hab da noch ein paar Fragen an @h_siegenthaler - ab 20.05 Uhr. pic.twitter.com/lgJC37nnaE
— Sandro Brotz (@SandroBrotz) January 23, 2019
Brotz ist mit seiner Social-Media-Liebe nicht alleine am Leutschenbach. Susanne Wille, Arthur Honegger («10vor10») oder Jonas Projer («Arena») bewerben ihre Sendungen vor der Ausstrahlung mit allen Mitteln.
SRF: «Neu explizit im Stellenprofil»
Künftig gehört das für SRF-Mitarbeiter ganz offiziell zum Jobprofil. Konkret sollen persönliche Social-Media-Accounts der Mitarbeiter «zur Distribution von SRF-Inhalten» benutzt werden, sagt Mediensprecher Stefan Wyss zu Nau. Medienjournalist Nick Lüthi hatte zuvor auf das Vorhaben aufmerksam gemacht.
#10vor10►Nach dem Fall #Riehen: Warum ist sexueller Missbrauch in der Kirche so ein Problem? Interview mit dem obersten Schweizer Bischof►Wie gut kennt @Violapamherd die Armee?►@marcelanderwert im Zug nach Davos mit @GretaThunberg►Der einzig wahre Nachfolger von #RockyBalboa pic.twitter.com/nWvJCVlQjR
— Arthur Honegger (@honegger) January 23, 2019
Der Entscheid des durch Gebühren finanzierten Medienhauses basiert auf der neuen Konzession und den Erläuterungen des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Darin fordert der Bund, neue Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen.
Mit der neuen «Lex Brotz» will SRF vermehrt auch Junge erreichen. Die Aufgaben von Journalisten hätten sich generell verändert, sagt Wyss. «Diese neuen Aufgaben werden nun einfach explizit im Stellenprofil aufgeführt», erklärt er. Das bedeutet auch, dass die Twitterei künftig «unter ihre bezahlte Arbeitszeit» fällt, wie Wyss bestätigt.
Das heisse aber nicht, dass jetzt alle SRF-Mitarbeitenden mit ihren Social-Media-Accounts zu Ausspielkanälen von SRF würden. Sondern, «dass für speziell definierte Projekte die Channels von bewusst ausgewählten und entsprechend geschulten SRF-Mitarbeitenden für die Distribution von SRF-Inhalten genutzt werden können.»
Auch Korrespondenten sollen via Twitter senden
Sicher ist: Die neue Regelung dürfte zumindest mittelfristig noch zu reden geben. Denn der Unternehmenssprecher verweist auf die «privaten Accounts» der Mitarbeiter. Noch im Sommer hatte allerdings Chefredaktor Tristan Brenn klargemacht, dass es «privat» auf Social Media nicht gebe.
In seinem Blog schrieb er: «Als Journalisten stellen wir Öffentlichkeit her. Dadurch werden wir selber zu öffentlichen Personen. Unsere persönlichen Meinungen lassen sich deshalb nie ganz von der öffentlichen Funktion, die wir als Informationsvermittler haben, trennen.»
Hintergrund der Klarstellung waren Tweets von Arthur Honegger, in denen er seine ablehnende Haltung gegenüber US-Präsident Trump zum Ausdruck brachte. Fortsetzung folgt.