SRF Ombudsmann verteidigt «Männer-Sexismus»
Ein Hörer beanstandet eine SRF Sendung mit Star-Autorin Sibylle Berg. Ihr Buch und die Aussagen seien «übelster Sexismusmus». Der SRF-Ombudsmann siehts anders.
Das Wichtigste in Kürze
- In der SRF-Sendung «52 Beste Bücher Kompakt» wurde Sibylle Bergs neuster Roman besprochen.
- «GRM Brainfuck» sei übelst sexistisch, wird daraufhin von einem Hörer beanstandet.
- Der SRF-Ombudsmann verteidigt nun die Auswahl des Buches.
Mitte Juni wurde in der SRF-Sendung «52 Beste Bücher Kompakt» das Buch «GRM Brainfuck» von Sibylle Berg vorgestellt. Ein Buch, welches hohe Wellen schlägt. Die Geschichte spielt in England, Post-Brexit.
«GRM» ist eine Dystopie, ein düsterer Zukunftsroman. Darin beschreibt Berg eine Welt, wie sie in naher Zukunft aussehen könnte. Die Mehrheit der Menschen hat keinen Job, lebt im Elend.
Kinder werden vernachlässigt und missbraucht, Frauen vergewaltigt. Eine kleine Elite von älteren Männern regiert die Welt.
Die SRF Sendung zum Buch ist einem Hörer sauer aufgestossen, woraufhin er sie bei Ombudsmann Roger Blum beanstandet hat. «Für mich als Mann ist dieser Text eine Beleidigung», schreibt er. Dabei bezieht er sich auf einige Zitate, die aus dem Buch vorgelesen wurden.
«Dieser Text ist, unabhängig davon, wie er sich rechtfertigen lässt, übelster Sexismus.»
Redaktion rechtfertigt Beitrag auf SRF
Die zuständige Redaktion bei SRF rechtfertigt sich: Der Roman spreche ein gesellschaftlich relevantes Thema an, sei herausfordernd, berührend und provokativ. Dass Berg gerne provoziere, wisse man. Eine kleine, die Welt regierende Elite – in Bergs Roman durch korrupte, ältere Männer verkörpert – werde ins Groteske überzeichnet.
Aber ganz wichtig: Es handle sich um Fiktion. Das krasse Männerbild sei in der Diskussion hinterfragt worden, die Autorin sei auf die bewusste Überzeichnung eingegangen.
Ombudsmann: Roman ist Gesellschaftskritik
Auch SRF-Ombudsmann Roger Blum kommt zum selben Schluss: «Ein Roman ist erstens ein Kunstwerk, zweitens Fiction, drittens oft auch ein Stück Lebenswirklichkeit der schreibenden Person.» Bergs Werk gebe ein düsteres Gesellschaftsbild wieder, in der Sendung werde dieses aber breit diskutiert.
Zudem: «Das Männerbild ist nur ein Teilthema», so Blum. Der Roman basiere auf beweisbaren Fakten, man müsse nicht mit allem einverstanden sein. Es gehöre zur Freiheit der Dichter und Denker, auch «das Grässliche und das Unsägliche» auszusprechen.