St. Gallen: Polizei sagt Auto-Tunern den Kampf an
Die St. Galler Kantonspolizei hat ihr Inventar aufgestockt: Ein Leistungsprüfstand kann ermitteln, ob Autos illegal getuned wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mittels Chiptuning kann die Leistung eines Wagens angepasst werden.
- Bisher liess sich ein solches Tuning nicht polizeilich nachweisen.
- Die Kantonspolizei St. Gallen kann Autos jetzt erstmals auf Chiptuning prüfen.
Was früher noch in Handarbeit umgebaut werden musste, lässt sich heute per Computertechnik anpassen: Mit sogenanntem Chiptuning lassen immer mehr Lenker ihre Autos in der Garage aufmotzen.
«Die Tuning-Szene hat sich verändert», beschreibt Florian Schneider als Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen den Wandel: Mit ein paar Mausklicks lassen sich die Beschleunigung, Leistung und Geschwindigkeit erhöhen. Das ist jedoch nicht ungefährlich, wie SRF berichtet.
Leistungsprüfstand für 170'000 Franken
Denn «die anderen Fahrzeugkomponenten wie Bremsen oder das Fahrwerk sind nicht darauf ausgelegt». Schneider erklärt: Bei mehr PS oder Geschwindigkeit kann es sein, dass die Bremskraft nicht mehr ausreicht. Von Herstellerseite werden die Wagen so herausgegeben, dass die Komponenten mit der voreingestellten Leistung funktionieren.
Zu prüfen, ob ein Auto illegalem Chiptuning unterzogen wurde, war für die Polizei bis dato nicht möglich. Doch nun hat die Kantonspolizei St. Gallen 170'000 Franken in einen Leistungsprüfstand investiert: Als schweizweit erste Institution kann das Personal ermitteln, ob an den Wagen-Einstellungen etwas verändert wurde.
Dazu wird der Wagen mit den Reifen auf die Rollen der Anlage gestellt und bis zum Anschlag beschleunigt. «Die Prüfung ist nicht ganz ungefährlich», räumt Schneider ein – deshalb erhalten die Angestellten eine Schulung. Der Prüfstand gibt bei der Beschleunigung Auskunft über die Leistung des Autos.
Die ermittelten Daten lassen sich anschliessend mit jenen des Herstellers abgleichen. So lässt sich feststellen, ob Werte von ihrer Norm abweichen.
Illegales Chiptuning besonders bei «Posern» vermutet
Die Voreinstellungen in der Software per Chiptuning zu verändern, ist nicht per se verboten. Im Gegenteil liefen die häufigsten Anpassungen in der Tuning-Szene ganz offiziell, so Schneider: «Die Änderungen sind meistens eingetragen und wo nötig beim Autohersteller überprüft worden.»
Anders sehe es bei den «Posern» aus, die möglichst auffällig – und oft laut – durch die Gegend fahren. Besonders dort vermutet die Polizei illegale Leistungssteigerungen.