Staats-PR aus China nun auch in der Zentralschweiz
«Ein Garant für den Weltfrieden»: China verbreitet seine Propaganda nicht nur in der «Weltwoche», sondern auch in den Zeitungsblättern der Zentralschweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- China kann monatlich die Regimepropaganda ihres Landes in der «Weltwoche» verbreiten.
- Aber auch in einer Beilage zur «Luzerner Zeitung» wird China als «Vorbild» vorgestellt.
- Laut CH Media sei sie klar von der Redaktion getrennt – man stehe nicht hinter dem Inhalt.
Wie Anfang Woche bekannte wurde, kann China in Roger Köppels «Weltwoche» ungefiltert seine Ansichten und Botschaften in einer monatlichen Kolumne des chinesischen Botschafters Geng Wengbing proklamieren.
Doch nun durfte der Leser auch in der gestrigen Ausgabe der «Luzerner Zeitung» von einem «Vorbild für die Zukunftsgemeinschaft der Menschheit» lesen. Von einem «Garanten für den Weltfrieden» und vom Wunsch der chinesischen Regierung, «dass die Bevölkerung glücklich werde», war die Rede.
Dieses gross aufgetragene Lob fand sich gestern in rund 100'000 Beilagen zur «Luzerner Zeitung» und ihren Kopfblättern in der Zentralschweiz. Auf ganzen acht Seiten wird das politische und wirtschaftliche Wirken der Volksrepublik beschrieben und allen voran gerühmt.
Einzige Kritik: «Ein paar Umwege gegangen»
Von Unterdrückung und Überwachung des chinesischen Volkes war keine Rede. Die zurzeit in Lagern eingepferchten Uiguren wurden beim Schreiben wohl vergessen – die in Hongkong Demonstrierenden als Verbrecher bezeichnet.
Einzige erwähnte Kritik an China: Bei der Entwicklung des «Sozialismus chinesischer Prägung» sei China «ein paar Umwege gegangen» und habe «sogar einige Fehler gemacht».
Die Zeitungsbeilage wurde jedoch nicht von der Redaktion selbst geschrieben, sondern vom chinesischen Generalkonsul Qinghua Zhao in Zürich. Unterstützung beim Schreiben bekam er vom Zürcher Ex-Stadtpräsidenten und heutigen Ehrenpräsidenten der Gesellschaft Schweiz - China – Thomas Wagner.
«Strikt» von der Redaktion getrennt
Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter des Medienkonzerns CH Media, erklärt gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass es sich bei der Beilage sozusagen um ein grosses Inserat handle. Dieses sei «strikt» von der Redaktion getrennt und habe den normalen Tarif gekostet.
Das einzige Kriterium für die Veröffentlichung: Der Inhalt der Beilage müsse das schweizerische Recht und die öffentlichen Sitten respektieren – und dies sei hier gegeben. «Die Redaktion steht nicht hinter dem Inhalt – lehnt ihn sogar weitgehend ab», meint Hollenstein.
Das Generalkonsulat selbst erklärt gegenüber dem «Tagesanzeiger», die Berichterstattung über China sei «zunehmend einseitig». Man habe sich deshalb für eine PR-Offensive entschieden, um ein «objektives und positives Bild» von China zu vermitteln. Man wolle «das Verständnis über unser Land verbessern und Vorurteile ausblenden».