«Die Weltwoche» und ihre Nähe zum kommunistischen China
«Die Weltwoche» publiziert jeden Monat die ungefilterte Kolumne des chinesischen Botschafters. Gleichzeitig steigt die Zahl der Inserate chinesischer Firmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Jeden Monat veröffentlicht «die Weltwoche» eine Kolumne des chinesischen Botschafters.
- Dieser verbreitet darin ungefiltert die Regimepropaganda der Volksrepublik.
- Die Botschaft verhilft dem Magazin offenbar zu Inseraten chinesischer Firmen.
Roger Köppel ist bekannt für seine Abneigung gegenüber linker Politik. Doch offenbar macht der SVP-Nationalrat im Falle Chinas eine Ausnahme – zumindest in der «Weltwoche». Dem Magazin mangelt es an kritischer Haltung gegenüber dem kommunistischen Staat.
«Die Weltwoche» publiziert jeden Monat ungefiltert eine persönliche Kolumne des chinesischen Botschafters Geng Wengbing. Dieser bestritt vor Kurzem gegenüber Nau die Enthüllungs-Berichte zu den Uiguren-Lagern in Xinjiang. Die Lager seien in Wahrheit Schulen, um den Extremismus zu unterdrücken.
Roger Köppel sei jedoch auf die Kolumnen Wengbings besonders stolz, wie er der «NZZ» schreibt: «Meines Wissens ist es im Westen einzigartig, dass ein Repräsentant Chinas eine derart offene Bühne erhält.» Von einer einseitigen Berichterstattung könne keine Rede sein.
Diese «chinesische Propaganda verbreitenden Kolumnen des Botschafters in der Schweiz scheinen mit einem weltweit erkennbaren Muster chinesischer Einflussnahme im Ausland übereinzustimmen», sagt der Basler Professor und Chinakenner Ralph Weber der «NZZ».
Wird «die Weltwoche» dafür von der Botschaft belohnt?
Doch offenbar werde «die Weltwoche» von der Botschaft mit Gegenleistungen belohnt, wie die Zeitung schreibt. Kopien von Mails deuten demnach darauf hin, dass die Botschaft chinesischen Konzernen, die hierzulande tätig sind, die Kostenübernahme für Inserate in der «Weltwoche» offeriert hat.
Es gehe um ganzseitige Werbungen, die jeweils über 10'000 Franken kosten würden. Köppels Magazin soll seit dem 28. März acht solche Inserate veröffentlicht haben.
Und: «Die Weltwoche» soll gemäss einer Quelle gewusst haben, dass die Kosten dafür von der chinesischen Botschaft übernommen werden. Roger Köppel dementiere dies gegenüber der «NZZ» nicht, auch die Botschaft äussere sich nicht dazu.
«Wir zeigen beide Perspektiven, die positive und negative», erklärt Köppel zur Berichterstattung über China. Die meisten Medien würden nur das Negative erwähnen. Auch zukünftig werde «die Weltwoche» «frei und vielschichtig» über die Volksrepublik berichten.
Verharmlosendes China-Sonderheft
Bereits in einem Sonderheft mit dem Titel «China verstehen» aus dem Herbst 2018 hat das Magazin eine chinafreundliche Haltung gezeigt. In einer Zusammenstellung der wichtigsten Daten chinesischer Geschichte wird etwa das blutige Massaker auf dem Tiananmen-Platz 1989 verharmlost. Es wird lediglich als «Ereignis» auf dem Tiananmen-Platz erwähnt.
Dieser Begriff entspricht der offiziellen Sprachregelung der chinesischen Regierung. Die verharmlosende Bezeichnung soll laut Quellen das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zwischen der chinesischen Botschaft und der «Weltwoche» gewesen sein.
Die «redaktionelle Letztverantwortung» habe zwar bei Köppel persönlich gelegen. Dennoch sei es offensichtlich, dass das Magazin auch für das Sonderheft Geld erhalten habe. Beweis dafür seien die Inserate zweier staatlicher Fluggesellschaften Chinas – die einzigen zwei Werbungen im Sonderheft.
Roger Köppel wollte sich gegenüber Nau nicht dazu äussern.